Rodentiose

Die Rodentiose beim Kaninchen ist auch als Pseudotuberkulose oder Nagerpest bekannt.

Ausgelöst wird diese Infektionskrankheit durch ein Bakterium, das nicht wirtsspezifisch ist. Die Rodentiose tritt somit nicht nur bei Kaninchen auf, sondern auch bei anderen Nagern, Säugetieren, Vögel und auch beim Menschen.

Gut zu wissen

Während man bei Wildkaninchen häufig auf eine Rodentiose trifft, ist sie bei Hauskaninchen eher selten, dafür allerdings entsprechend schwer zu behandeln.

Auslöser der Rodentiose

Yersinia pseudotuberculosis ist ein gramnegatives Bakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae, das potenziell krankmachend auf den befallenen Organismus wirkt. Diese Pathogenität hebt es von anderen Bakterien ab, die mitunter zur normalen Besiedelung des Wirtsorganismus zählen und nur in Verbindung mit anderen Auslösern (geschwächte Immunlage) Überhand nehmen und dann krankmachend wirken.

Im Jahr 1883 wurde erstmals die durch Yersinien ausgelöste Krankheit beim Meerschweinchen beschrieben, woraufhin Pfeiffer das Bakterium isolierte und Bacillus pseudotuberculosis nannte. Erst im Jahr 1966 wurde es von Molaret der Gattung der Yersinien zugeordnet.

Das Bakterium ist dem Erreger der Pest in seinen Eigenschaften und Spezifikationen recht ähnlich. Gegenüber Umwelteinflüssen ist Yersinia pseudotuberculosis überaus resistent und kann sich im Boden viele Monate lang halten.

Die Vermehrung erfolgt bei angenehmen 18 Grad in Wasser, während infizierte Tiere ansteckungsfähige Erreger mit dem Kot ausscheiden.

Entstehung der Nagerpest beim Kaninchen

Für eine gewisse Zeit galt die Pest als Unterart dieses Bakteriums, wurde dann jedoch einer eigenen Gattung zugeordnet. Nichtsdestotrotz ist die Virulenz recht hoch.

Infektiöse Tiere scheiden mit Kot und Urin den Erreger Yersinia pseudotuberculosis aus. Bis dahin gesunde Tiere nehmen die kontaminierte Nahrung oder das mit Erregern behaftete Wasser auf und erkranken selbst an der Pseudotuberkulose. Bei Hauskaninchen ist das vor allem im Außengehege möglich, wenn Wildtiere die Möglichkeit haben, Futter oder Wasser zu kontaminieren.

Eine direkte Ansteckung von Tier zu Tier ist ebenfalls möglich. Hat das Bakterium den Weg über die orale Aufnahme in den Darm geschafft, führt es hier zu kleinen Verletzungen in der Darmwand und kann so in den Blutkreislauf gelangen. Von hier aus verbreiten sich die Yersinien über den gesamten Organismus und führen zu einer „Blutvergiftung“ mit Anschwellen der Milz.

Reicht dieser Zustand noch nicht aus, um ein Kreislaufversagen und damit den Tod zu provozieren und die Blutvergiftung wird überstanden, kommt es zu tuberkuloseähnlichen kleinen Entzündungen in sämtlichen inneren Organen mit starker Vergrößerung der umliegenden Lymphknoten.

Diese subakute Form der Rodentiose führt in den meisten Fällen nach 2 bis 3 Wochen zum Tod.

Symptome der Rodentiose beim Kaninchen

Die ersten Anzeichen einer Rodentiose sind wenig charakteristisch und können ebenso auf zahlreiche andere Erkrankungen schließen lassen. Das Kaninchen ist matt, hat eventuell Fieber, hat kaum Appetit und kann Durchfall oder Atemnot zeigen.

Im späteren Verlauf magert es immer stärker ab, während sich die Begleitsymptomatik zum Teil zwischenzeitlich verbessert, um dann wieder mit einem neuen Schub aufzuwarten.

Durch die immer weiter fortschreitenden Entzündungen in den Organen kommt es hierin zu Gewebsnekrosen (Gewebe stirbt ab) und Abszessen (abgekapselte Eiteransammlungen), das Kaninchen wir immer schwächer und stirbt letztendlich.

Häufig wird das Endstadium von mehr oder weniger schweren Krämpfen begleitet.

Behandlung der Pseudotuberkulose beim Kaninchen

Die Heilungschancen bei einer Rodentiose beim Kaninchen stehen schlecht. Oftmals wird die Erkrankung zu spät erkannt und die Behandlung setzt in einem Stadium ein, wo bereits massive Organschäden zu erwarten sind.

Nachdem der Tierarzt durch eine Kotprobe den Krankheitsverdacht sicher bestätigen kann, erfolgt der Einsatz spezifischer Medikamente. Hierfür stehen auf das Bakterium wirksame Antibiotika zur Verfügung, die den Erreger abtöten und die Infektionen entsprechend zum Abklingen bringen.

Ist es noch nicht zu massivem Gewebsverlust gekommen, besteht Aussicht auf Erfolg und Genesung des langohrigen Patienten. Die Rodentiose Behandlung ist aber dennoch nicht oft von Erfolg gekrönt, da insbesondere die Bakterien in den abgekapselten Bereichen der Organe nicht vom Antibiotikum erreicht werden und so entsprechend weiterhin ihr Unwesen treiben können. Eine ausreichend lange Therapiezeit unter einem Breitbandantibiotikum ist somit angezeigt.

Da die Rodentiose zu den Zoonosen gehört, also auf den Menschen (und andere Haustiere) übertragbar ist, sollte eine Behandlung auch von den jeweiligen Gegebenheiten abhängig gemacht werden. Haben immungeschwächte Personen (Alte, Kranke, Kinder) engen Kontakt oder sind mit pflegerischen Aufgaben des Kaninchens betraut, sollte über eine Erlösung des hoppelnden Patienten zum Schutz der menschlichen Gesundheit nachgedacht werden.

Vorbeugung der Rodentiose beim Kaninchen

Einer Rodentiose lässt sich nicht sicher vorbeugen. Eine Impfung gibt es zwar, allerdings nur für Vögel und Zootiere.

Das Infektionsrisiko lässt sich jedoch durch geeignete Maßnehmen auf ein Minimum reduzieren. Das Risiko, dass reine Hauskaninchen an Rodentiose erkranken, ist darüber hinaus wenig relevant. Zu den effektivsten Prophylaxe Maßnahmen gehört eine gute Futterhygiene, bei der eine Kontamination durch Schadnager ausgeschlossen werden kann.

Bei Kaninchen, die im Außengehege gehalten werden muss zudem eine entsprechende Absicherung des Geheges erfolgen, sodass weder Kontakt zu Wildkaninchen noch zu anderen Nagetieren und Vögeln aufgenommen werden kann.

Eine gewissenhafte Reinigung von Einrichtungsgegenständen und Stall sollte ebenso selbstverständlich sein und dient nicht nur der Prophylaxe von Yersinien, sondern hält auch andere Bakterienpopulationen in erträglichem Maß.