Mastitis beim Kaninchen

Als Mastitis wird bei Kaninchen eine Gesäugeentzündung des weiblichen Kaninchens während der Laktationsphase (die Phase, in der die Jungen gesäugt werden) bezeichnet, die in den meisten Fällen durch das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht wird. Auch hämolysierende Streptokokken und Pasteurellen, beide ebenfalls aus der Riege der Bakterien, können ebenso als Auslöser einer Mastitis beim Kaninchen gelten. Dennoch wird die Mastitis zu den sogenannten Faktorenkrankheiten gezählt.

Es ist das ungünstige Zusammenspiel vieler Umstände, die zum Ausbruch der Krankheit führen. Neben den Bakterien spielen also auch die Umgebung, die hygienischen Bedingungen, die Veranlagung des jeweiligen Kaninchens und der allgemeine Gesundheitszustand bei der Entstehung einer Mastitis eine Rolle.

Die Entzündung des Gesäuges tritt übrigens nicht nur bei laktierenden Kaninchen auf, sondern kann in seltenen Fällen auch Kaninchendamen ohne Nachwuchs treffen. Häufig ist dann allerdings eine Scheinschwangerschaft zu beobachten.

Haupterreger der Mastitis

Der Erreger der Mastitis kommt nicht nur im Tierreich vor. Auch wir Menschen kennen den Haupterreger nur zu gut. Der Staphylococcus aureus zum Beispiel ist einer der am häufigsten in Krankenhäusern anzutreffende Erreger, daneben ist er auch noch überaus widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und hat bereits zahlreiche Antibiotika-Resistenzen ausgebildet.

Streptokokken hingegen gehören zur normalen Keimflora des Menschen, während Pasteurellen hauptsächlich bei Vögeln und Säugetieren zu finden sind.

Entstehung einer Mastitis beim Kaninchen

Eigentlich ist das Gesäuge, bzw. sind die Zitzen bestens gegen das Eindringen von Krankheitskeimen geschützt. Ist die Haut um die Zitzen intakt, so schützt die Kreatinschicht die Zitzenhaut und den Stichkanal vor dem Eindringen von Keimen. Sollten dennoch etwaige Bakterien die Barriere überwinden, wird das Immunsystem aktiv und drängt die Keime zurück. Bei einem geschwächten Immunsystem, einem hohen Infektionsdruck (Umgebungshygiene, Besatzdichte) oder einem vermehrten Eindringen der Keime durch kleinste Verletzungen, sogenannte Mikroverletzungen, kommt es zum Plan B des Kaninchenorganismus – einer Entzündung. Je nachdem, wie es um die Abwehrlage des jeweiligen Kaninchens bestellt ist, verläuft die Gesäugeentzündung nun mild oder schwer. Eine Mastitis ist also nichts anderes, als die Entzündungsreaktion einer oder mehrerer Milchdrüsen auf eine Infektion mit Bakterien.

In den meisten Fällen werden die Bakterien oral übertragen, das heißt von den jungen Kaninchen beim Saugakt auf die zuvor, zum Beispiel durch kleinste Kratzer, geschädigte Zitzenregion. Hier gelangen die Bakterien in tiefere Hautschichten und lösen die Entzündungsreaktion aus. Tritt im Bestand häufig eine Mastitis auf, so sind als Erreger meistens Streptokokken oder Pasteurellen im Spiel.

Wurde Avocado an die Kaninchen verfüttert, so ist häufig eine Avocadovergiftung schuld an der Mastitis. Das in Avocados (Blätter) enthaltene Persin hat eine toxische Wirkung und löst insbesondere bei laktierenden Kaninchen eine Gesäugeentzündung aus.

Symptome einer Mastitis beim Kaninchen

Das klinische Bild einer Mastitis ist je nach Verlauf sehr unterschiedlich, zum Teil verläuft die Mastitis symptomlos und wird vom Kaninchenbesitzer nicht bemerkt. Etwa 7 bis 12 Tage nach dem Wurf sind die ersten Anzeichen einer Mastitis beim Kaninchen oft lediglich am veränderten Verhalten der Jungtiere, bzw. der Kaninchenmutter zu erkennen. Sie ist nicht mehr gewillt die Jungen säugen zu lassen, diese wiederum zeigen zum Teil deutliche Entwicklungsstörungen, die, wird die Mastitis nicht erkannt, mit dem Tod enden. Schuld daran ist zum einen der Unwille der Häsin, die Jungen zu säugen, zum anderen die nachlassende Milchleistung und die veränderte Zusammensetzung der Muttermilch.

In schweren Fällen einer Mastitis verändert sich die Konsistenz der Muttermilch zu eitrig-flockig. Bei etwaigen Entwicklungsstörungen der jungen Saugkaninchen in den ersten Lebenswochen sollte die Häsin somit immer auf eine mögliche Mastitis hin kontrolliert werden. Die Anzeichen bei der Häsin gehen mit einem gestörten Allgemeinbefinden, Appetitlosigkeit und Fieber einher. Am Gesäuge sind die typischen Entzündungszeichen erkennbar: Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärme und Funktionsstörung. Beim Versuch, das Gesäuge zu berühren, wird sich das Kaninchen aufgrund der Schmerzhaftigkeit demnach entziehen wollen. In manchen Fällen kommt es zudem zu einer Abzessbildung, die chirurgisch versorgt werden muss, indem der verkapselte Eiterherd vom Tierarzt eröffnet und gesäubert werden muss.

Behandlung einer Mastitis

Die Behandlung der Mastitis beim Kaninchen richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. In der Regel wird nach einem entsprechenden Antibiogramm (hierbei werden die genauen Erreger ermittelt, um das passende Antibiotikum zu finden) eine Antibiose verordnet. Bei gestörtem Allgemeinbefinden und starken Schmerzen kommt noch ein Schmerzmittel hinzu, in schweren Fällen muss das Kaninchen an den Tropf.

Die Jungen sind, besonders, wenn das gesamte Gesäuge betroffen ist, von der Häsin zu trennen und per Hand aufzuziehen. Für die Häsin werden dann entsprechende „abstillende“ Medikamente verordnet, um das entzündete Gesäuge nicht durch die übermäßige Milchbildung ohne entsprechende Verwertung zu belasten.

Die Prognose einer Mastitis beim Kaninchen ist bei frühzeitiger Behandlung entsprechend gut. Leichte Entzündungen, bzw. Rötungen des Gesäuges können, sofern das Allgemeinbefinden nicht gestört und die Jungtiere altersentsprechend entwickelt sind, sich also keine Mangelernährung zeigt, zunächst mit kühlenden Umschlägen behandelt werden. Klingen die Entzündungszeichen nicht ab oder verschlimmern sich, sollte der Gang zum Tierarzt rasch erfolgen.

Mastitis beim Kaninchen vorbeugen

Einer Gesäugeentzündung beim Kaninchen sicher vorzubeugen ist kaum möglich. Kleinste Verletzungen am Gesäuge lassen sich nur schwerlich vermeiden, dennoch kann das Risiko auf ein Minimum reduziert werden, indem die Wurfkiste kein Verletzungsrisiko birgt und der Keimdruck durch eine penible Hygiene gering gehalten wird. Optimalen Haltungs- und Fütterungsbedingungen sowie die tägliche Kontrolle von Nest und Häsin versteht sich von selbst. Etwaige Veränderungen können so möglichst frühzeitig erkannt und ausgemerzt werden.

Bei einer Totgeburt oder verstorbenen Würfen sollte das Gesäuge ebenfalls im Auge behalten werden. Die Milchproduktion lässt sich in diesem Fall durch eine Minimalfütterung der Häsin, sowie kalte Umschläge bremsen und einer Mastitis durch einen Milchstau sinnvoll vorbeugen. Keinesfalls sollte Milch ausgezogen werden, da hierdurch die Milchproduktion nicht zum Versiegen, sondern im Gegenteil, zur weiteren Produktion angeregt wird.