Myxomatose beim Kaninchen

Die Myxomatose, auch Kaninchenpest genannt, gehört zu den Viruserkrankungen, denen jedes Jahr unzählige Kaninchen zum Opfer fallen. Vorwiegende sind von der Myxomatose Wildkaninchen, in seltenen Fällen auch Hasen, betroffen. Durch unterschiedliche Übertragungswege finden die Viren aber oft genug Zugang zu unseren Hauskaninchen.

Myxomatose – ein Virus zur Populationskontrolle

Der Erreger der Myxomatose ist ein Virus aus der Riege der Pockenviren mit dem wohlklingenden Namen Leporipoxvirus myxomatosis. Ursprünglich stammte das Virus aus Südamerika, erst durch die Experimente des französischen Arztes Paul-Félix Armand-Delille in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es auch auf unseren Kontinent.

Eigentlich wollte der Mediziner lediglich die Kaninchenpopulation auf seinem Landsitz mit biologischen Mitteln in den Griff bekommen. Kurzerhand infizierte er zwei eingefangene Langohren mit dem Virus uns ließ sie wieder frei. Armand-Delille hatte mit dieser Methode einen durchschlagenden Erfolg, allerdings hatte er seinen Versuch weder abgesichert, noch weiter durchdacht.

Das Myxomatosevirus verbreitete sich nämlich auch außerhalb seines Landsitzes über ganz Europa. Schuld daran ist der einfache Übertragungsweg über direkten Kontakt mit dem Erreger von Kaninchen zu Kaninchen, aber auch durch blutsaugende Insekten wie Mücken und Flöhe. Je dichter die Kaninchenpopulation, desto schneller und effizienter kann sich das Virus demnach ausbreiten, was es hauptsächlich in den warmen, feuchten Monaten des Jahres macht.

Während das Virus zu Beginn der „Seuchensaison“ noch hochvirulent ist und eine Sterblichkeitsrate von 100 Prozent nach sich zieht, schwächt der Erreger im Laufe der Verbreitung immer weiter ab. Somit lässt sich mit dem Myxomatosevirus zwar eine Populationsexplosion verhindern, ausrotten lassen sich Kaninchen hiermit jedoch nicht!

Etwa zur gleichen Zeit wie die Experimente des Mediziners bedienten sich auch die Australier des Myxomatosevirus, um die enorme Kaninchenpopulation auf ihrem Kontinent in den Griff zu bekommen. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert der Plan, sobald die Kaninchendichte auf ein erträgliches Maß geschrumpft ist, kommt die Seuche von selber zum Erliegen.

Übertragungswege und Verbreitung

Der Erreger kann sowohl durch direkten Körperkontakt mit infizierten Tieren erfolgen, als auch über Äsung übertragen werden. Der Hauptübertragungsweg der Myxomatose ist allerdings über Mücken und Flöhe. Das erklärt auch die jahreszeitliche Ausprägung der Seuche, denn sie beginnt zumeist im Frühjahr und erreicht ihren Höhepunkt im Juli und August, dann, wenn Mücken und Co. besonders günstige Lebensbedingungen finden. Zum Winter hin flaut die Seuche dann wieder ab. Die Überlebensfähigkeit des Virus innerhalb einer Mücke ist mit mehreren Monaten enorm!

Für Menschen und andere Haustiere ist das Myxomatosevirus übrigens nicht gefährlich. Gefährdet sind aber nicht nur Hauskaninchen, die im Garten frisches Grün knabbern dürfen und somit der Gefahr eines Mückenstichs ausgesetzt sind. Auch Kaninchen, die ausschließlich in der Wohnung gehalten werden, können erkranken. Der Übertragungsweg ist hier ebenfalls durch Mücken oder Flöhe möglich, aber auch durch gesammeltes Grünfutter oder durch Einschleppen der Viren durch den Menschen (Schuhe).

Symptome der Myxomatose

Wenige Tage, nachdem sich das Kaninchen mit dem Myxomatosevirus infiziert hat, treten die ersten Symptome ans Tageslicht. Man spricht von einer Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen, in manchen Fällen auch bis zu 9 Tagen.

Typisch für die Myxomatose ist eine Entzündung der Augen, die anfänglich leicht mit einer Bindehautentzündung verwechselt werden kann. Dann kommt es jedoch zu einer starken Schwellung der Lider mit Austritt von Eiter und Verklebung der Lider, das Kaninchen erblindet nach kurzer Zeit. Ebenso sind Schwellungen an Maul und Nase, sowie an den Ohren und den Geschlechtsorganen zu beobachten. Häufig kommen nun noch knotige Veränderungen an den Lippen, Augenrändern, Ohren und im Genitalbereich hinzu.

In der Endphase rund 8 – 10 Tage nach der Ansteckung verweigert das Kaninchen jegliche Nahrungs- und Wasseraufnahme, ist apathisch und stirbt.

Bei der milderen Verlaufsform der Myxomatose kommt es nicht zu den typischen Schwellungen und Entzündungen, sondern nur zu pockigen Veränderungen.

Behandlung der Myxomatose beim Kaninchen

Eine Spontanheilung der Myxomatose ist möglich, wenn auch sehr selten. In der Regel versterben die betroffenen Tiere, sofern sie nicht vorher erlöst werden. Der Tierarzt kann bei einer Myxomatose ebenfalls kaum helfen, denn die Behandlung zielt lediglich auf die Linderung der Symptome ab. Ein Medikament, das die Myxomatose heilt, gibt es nicht.

Myxomatose beim Kaninchen vorbeugen

Die beste Vorbeugung, um Kaninchen vor der Myxomatose zu schützen, baut auf mehreren Säulen auf. Die wichtigste Säule bildet eine Impfung gegen Myxomatose. Diese muss in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden, um den Schutz zu erhalten. Allerdings schützt eine Myxomatose-Impfung nicht 100-prozentig vor Myxomatose. Auch geimpfte Kaninchen können sich mit dem Virus infizieren. In den meisten Fällen kommt es dann jedoch zu einem deutlich milderen Verlauf der Myxomatose und die Kaninchen überstehen die Krankheit.

Eine weitere Säule bei der Vorbeugung gegen Myxomatose bietet der Schutz vor Flöhen und Mücken. Wo kein Stich bzw. Biss, da keine Übertragung des Virus!

Ebenfalls wichtig ist das Meiden gefährdeter Gebiete. Ein Spaziergang in einem von Myxomatose betroffenen Park erhöht das Risiko für das zu Hause lebende Kaninchen durch eingeschleppte Viren (Schuhe) enorm. Das Sammeln von Grünfutter sollte in von Myxomatose betroffenen, bzw. gefährdeten Regionen ebenfalls unterbleiben. Eine gewisse Sicherheit vor eingeschleppten Mücken bietet das kurzzeitige Einfrieren von in der Natur gesammeltem Grünfutter.