Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD)

Das Rabbit Haemorrhagic Disease, kurz RHD wird auch als Viral Haemorrhagic Disease (VHD) oder Chinaseuche bezeichnet. RHD ist eine virusbedingte Kaninchenkrankheit, bei der es innerhalb kürzester Zeit zum Tod kommt. Neben der Myxomatose ist die RHD eine der gefürchtetsten Krankheiten unter Kaninchenbesitzern.

RHD – Chinesischer Virus

Das Rabbit Haemorrhagic Disease brach erstmals im Jahr 1984 bei Angorakaninchen in China aus, was der Viruserkrankung den Namen Chinaseuche einbrachte. Allerdings handelt es sich bei diesem Erreger wohl nicht um einen in China entstandenen Virus, es wird vermutet, dass er bereits vor dem ersten Ausbruch in China in anderen Ländern latent vorhanden war. Einen ersten Symptomenkomplex außerhalb Chinas stellte man 1986 in Westeuropa fest, vermutlich durch Exporte von Kaninchenfleisch und Wolle eingeschleppt.

Ende der 90er Jahre entdeckte man hierzulande, sowie in Italien eine Abweichung im Genotyp, im Jahr 2010 wurde ein weiterer Typ des RHD-Virus in Frankreich nachgewiesen. Problem dieser Abweichungen ist eine Unwirksamkeit der bis dahin gängigen Impfung gegen RHD. Auch bei geimpften Tieren brach die Seuche aus, mittlerweile wurde dieser Genotyp durch Notimpfungen eingedämmt.

Bei dem Erreger der Chinaseuche handelt es sich um einen Calicivirus. Dieses Virus ist für viele verschiedene Erkrankungen bei diversen Spezies, unter anderem auch beim Menschen, bekannt. Allerdings weisen die einzelnen Gattungen eine recht strenge Wirtspezifität auf. Das heißt, Caliciviren, die beim Kaninchen die Chinaseuche auslösen, sind bei anderen Tierarten, mit Ausnahme von Hasen, ungefährlich, lassen sich also nicht übertragen.

Übertragungswege und Verbreitung

Das RHD-Virus kommt sowohl im Blut als auch im Knochenmark vor, lässt sich also bei Krankheit in sämtlichen Körperflüssigkeiten und in allen Organen nachweisen. Das bedingt jedoch auch, dass die Übertragungswege recht vielfältig sind. Eine Ansteckung ist nicht nur durch direkten Kontakt eines erkrankten Kaninchens mit einem gesunden Kaninchen möglich, auch eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände, Futter, Bekleidung, etc. ist durch die lange Überlebensfähigkeit der Viren möglich.

Bei Zimmertemperatur bleibt das Virus mehrere Monate, bei Temperaturen um 4 Grad sogar bis zu 7 Monate ansteckend.

Ein weiterer häufiger Übertragungsweg des Rabbit Haemorrhagic Disease sind stechende Insekten wie Mücken, Flöhe, Läuse, aber auch Fliegen und Milben.

Symptome der Chinaseuche

Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen kommt es zu zumeist wenig charakteristischen Symptomen. Das Allgemeinbefinden ist gestört, es stellt sich eine Fressunlust und Teilnahmslosigkeit ein. In vielen Fällen ist die Atmung erschwert oder zumindest beschleunigt. Manchmal zeigen sich aber auch gar keine Symptome. Am Abend hoppelt das Langohr noch putzmunter durch das Gehege, am nächsten Morgen liegt es tot im Stall.

Das Rabbit Haemorrhagic Disease lässt sich in drei mögliche Verlaufsformen klassifizieren. Bei der sanften Verlaufsform stellt der Kaninchenhalter ein allgemeines Unwohlsein bei seinem Kaninchen fest, manchmal in Verbindung mit Durchfall, schleimigem Nasenausfluss, dem Blut beigemengt sein kann. Auch tränende Augen, zyanotische (blau gefärbte) Schleimhäute und Krämpfe können auftreten. Nach wenigen Tagen ist der Spuk vorbei und das Kaninchen erholt sich wieder.

Bei der akuten RHD ist der Verlauf nicht so glimpflich. Hier kommt es 2 bis 4 Tage nach Ansteckung mit dem Virus zu Unruhe und Flankenatmung, die bis zur Benommenheit und heftiger Atemnot reicht. Ebenfalls können Fieber und blutiger Durchfall auftreten, Fressen steht bei dieser Verlaufsform auch nicht mehr an. Die meisten Tiere ersticken, werden sie nicht vorzeitig erlöst.

Der perakute Verlauf der Chinaseuche ist ohne charakteristische Krankheitszeichen gekennzeichnet. Hierbei leidet das Kaninchen ganz plötzlich unter Atemnot und Krämpfen. Der Kopf ist weit nach hinten überstreckt und aus den Nasenlöchern treten Blutungen auf. Auch diese Verlaufsform endet tödlich.

Behandlung des Rabbit Haemorrhagic Disease

Durch die gestörte Blutgerinnung, bei der es zu punktförmigen Einblutungen in allen Geweben kommt, verblutete das Kaninchen in der Regel innerlich. Auch eine Leberentzündung mit einem Absterben und Verkalken des Lebergewebes sind typische Merkmale dieser Krankheit. Diese Merkmale selbst lassen sich zwar symptomatische behandeln, die eigentliche Krankheit hingegen ist nicht heilbar. In seltenen Fällen und bei wenig ausgeprägter Symptomatik kann den betroffenen Kaninchen medikamentös geholfen werden. Haben sie die Krankheit überstanden, sind sie aber dennoch nicht immun gegen eine erneute Infektion!

Chinaseuche beim Kaninchen vorbeugen

Einen wirksamen Schutz vor der Chinaseuche bietet lediglich die Impfung gegen RHD. Diese sollte relativ früh erfolgen, da zwar junge Kaninchen nicht an RHD erkranken können, das allerdings gilt nur im ersten Lebensmonat. Auch eine möglichst effektive Parasitenabwehr in Kombination mit entsprechender Haltungshygiene bietet der Chinaseuche die Stirn.

Für freilaufende Kaninchen im heimischen Garten gilt es, eine sichere Abzäunung zu schaffen, damit sie nicht in Kontakt mit wild lebenden Artgenossen treten können. Auch eine Kontamination der zu beweidenden Flächen durch etwaige Wildkaninchen sollte ausgeschlossen werden. In Seuchengebieten und in Jahren mit hohem RHD Aufkommen sind Kaninchenhalter besser beraten, ihre Tiere nicht frei Weiden zu lassen.

Auch das Sammeln von Grünfutter sollte nicht in kontaminierten Gebieten erfolgen. Zwar bietet eine Impfung gegen RHD einen hervorragenden Schutz, ein 100-prozentiger Krankheitsschutz wird damit jedoch nicht zugesichert. Für Kaninchenhalter, die ihre Langohren auf Ausstellungen präsentieren gilt in der Regel eine Impfpflicht!