Kaninchensyphilis

Aufgrund der Ähnlichkeit der Erkrankung hat die Kaninchensyphilis ihren Namen in Anlehnung an die Syphilis des Menschen erhalten. Auch beim Kaninchen handelt es sich bei der Syphilis um eine Geschlechtskrankheit.

Das auslösende Bakterium ist dabei streng wirtsspezifisch, das heißt, nicht auf andere Tiere und auch nicht auf den Menschen übertragbar. Die Kaninchen-Syphilis wird auch als Spirochätose oder Treponematose bezeichnet, was den Bezug zur Gattung des auslösenden Bakteriums herstellt. Der Mediziner spricht bei der Syphilis des Kaninchens von einer Spirochaetosis paraluiscuniculi oder kurz Spirochaetosis cuniculi.

Der Erreger der Syphilis – ein wirtsspezifisches Bakterium

Das Bakterium mit dem klangvollen Namen Treponema paraluiscuniculi gehört zur Gattung der Spirochäten, jenen Bakterien mit schraubenförmig gedrehten Zellen. Auf ihrer Zellwand lagert eine Schicht aus Glucosamin-Glycan.

Sie sind recht empfindlich gegen Sauerstoff, benötigen ihn aber in geringer Konzentration, um aktiv zu sein. Auch der Temperaturbereich, in dem Treponema paraluiscuniculi lebt, ist mit 30 bis 37 Grad eng gesteckt. Mit einem optimalen pH-Wert von 7,2 bis 7,4 sind sie innerhalb ihres Wirts also perfekten Bedingungen ausgesetzt.

Die Treponema kommen in diversen Gattungen vor, sind dabei jedoch streng wirtsspezifisch. Die Gattung Treponema paraluiscuniculi kommt somit nur beim Kaninchen vor, während die Syphilis beim Menschen durch die Gattung Treponema pallidum ausgelöst wird.

Entstehung der Kaninchensyphilis

Die Übertragung der Syphilis des Kaninchens erfolgt durch direkten Kontakt von Körperflüssigkeiten mit infizierten Tieren wird also in der Regel durch den Geschlechtsakt als so genannte Deckseuche weitergegeben.

Eine Übertragung der Kaninchensyphilis kann aber auch durch die Kaninchenmutter auf ihre Jungen erfolgen, entweder bei der Geburt, durch Belecken oder beim Säugen. Ebenso sind Beißereien ein mögliches, wenn auch deutlich geringeres Infektionsrisiko der Kaninchensyphilis.

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und ersten Krankheitszeichen, kann Wochen bis Monate betragen.

Symptome der Kaninchensyphilis

Die ersten klinischen Anzeichen nach der mitunter recht langen Inkubationszeit sind streng umschriebener Haarausfall um Nase, Maul, Augen und Geschlechtsregion.

Auf der nun sichtbaren Hautoberfläche können dann bald Rötungen und Schwellungen ausgemacht werden. Ödeme und Bläschen bilden sich in der Folge und sondern ein wässriges bis eitrig-schleimiges Sekret ab.

Tiefer in der Haut können sich kleine Knötchen bilden, die wie Geschwüre aufplatzen.

Durch Belecken dieser heftig juckenden Läsionen kommt es im Folgenden zu einer Verschleppung der Erreger an andere Körperstellen, eine so genannte Schmierinfektion. Auf diese krustigen Verschorfungen, die recht bizarre Formen annehmen können, können sich zu allem Übel noch andere Bakterien gesellen und zu einer Superinfektion mit weiter aufsteigenden Entzündungen führen.

Unbehandelt können diese das Ausmaß einer Blutvergiftung annehmen und schließlich zum Tod führen.

Diagnose der Kaninchensyphilis

Die Diagnostik erfolgt in der Regel über die typischen Symptome der Kaninchensyphilis. Zwar ist es möglich, mit Hilfe eines Hautgescharbsels die Erreger unter dem Dunkelfeldmikroskop nachzuweisen, in der Praxis ist das aber nicht relevant und wird zumeist auch nicht praktiziert.

Ausreichend für eine gesicherte Diagnose der Kaninchensyphilis mit entsprechend einzuleitender Therapie sind Anamnese und die charakteristischen Körperzeichen.

Therapie der Kaninchensyphilis

Das Mitte der Wahl bei der Therapie der Kaninchensyphilis ist die Gabe von Penicillin. Die Bekämpfung der Spirochäten stellt eine der wenigen Indikationsgebiete für den Penicillin-Einsatz bei Kaninchen dar.

Gleichzeitig muss die Darmflora durch entsprechende Gabe von Probiotika vor den Auswirkungen der Antibiotikatherapie geschützt werden.

Da Kaninchen auf die orale (über das Maul) Gabe von Penicillin sehr empfindlich reagieren – die grampositive Darmflora des Kaninchens wird durch das Antibiotikum zerstört – ist eine Spritzentherapie über mehrere Tage nötig.

Für die Hautläsionen verschreibt der Tierarzt häufig eine lokal wirkende, antibiotische Salbe, um mögliche Sekundärinfektionen mit anderen Bakterien zu unterbinden.

Sollten im Vorfeld Beißereien stattgefunden haben, so muss bei tiefen Wunden gegebenenfalls zusätzlich eine chirurgische Wundversorgung erfolgen.

Naturheilkundlich können die Hautveränderungen mit Kolloidalem Silber, Kokosöl oder Pinus Fauna eingerieben werden. Innerlich kann das Verfüttern von Meerrettich (langsam anfüttern) unterstützend wirken.

Die Haltungsbedingungen sind in jedem Fall zusätzlich unter die Lupe zu nehmen. Das erkrankte Kaninchen muss darüber hinaus bis zu seiner Genesung von seinen Artgenossen separiert werden. Ein Sichtkontakt zu den anderen Kaninchen der Haltungsgemeinschaft sollt jedoch bestehen bleiben, da der durch die Trennung provozierte Stress nicht heilungsfördernd ist.

Die Kaninchensyphilis lässt sich sehr gut behandeln und hat positive Heilungsaussichten. Allerdings sollten Kaninchen, die eine Syphilis-Infektion überstanden haben, von der Zucht ausgeschlossen werden. Es können auch nach überstandener Krankheit noch weiterhin latent Bakterien im Körper vorhanden sein, die sich beim Deck Akt übertragen können.

Syphilis beim Kaninchen vorbeugen

Optimale und artgerechte Haltungsbedingungen sollten für die Gesunderhaltung eines Kaninchens in Menschlicher Obhut selbstverständlich sein. Des Weiteren sollten erkrankte Tiere und Kaninchen mit ausgeheilter Syphilis von der Zucht ausgeschlossen werden.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, mit Neuzugängen im Bestand tierärztlich vorstellig zu werden, um ansteckende Krankheiten ausschließen zu können. Bei der Vergesellschaftung von Kaninchen ist zudem darauf zu achten, dass es nicht zu Beißereien kommt, denn auch hierbei kann die Syphilis übertragen werden.