Kokzidiose beim Kaninchen
Ein Kokzidienbefall in der Kaninchenzucht ist häufig mit Jungtierverlusten behaftet. Rund 80 % der Hauskaninchenbestände dienen den Kokzidien als Wirt, allerdings weisen die meisten der Kokzidienträger keinerlei Krankheitszeichen auf. Man spricht davon, dass die Kokzidien latent vorhanden sind, also in einer so geringen Zahl, dass sie keine Krankheitssymptome verursachen. Allerdings scheiden sie die Erreger über den Kot aus und können so anderen Kaninchen im Bestand infizieren.
Zu einem Ausbruch der Krankheit, der sogenannten Kokzidiose kommt es hauptsächlich bei Kaninchen mit geschwächtem oder noch nicht ausgeprägten Immunsystem. Alte, kranke und junge Kaninchen sind daher besonders gefährdet, an einer Kokzidiose zu erkranken. Wird die Kokzidiose nicht oder zu spät behandelt, ist die Aussicht auf Genesung gering.
Erreger der Kokzidiose – ein Sporentierchen
Es sind mehr als 28 Kokzidienarten beim Kaninchen bekannt. Dabei lassen sich die einzelnen Arten auf die beiden Hauptgruppen der Kokzidiose aufteilen. Für die Leberkokzidiose, die auch als Gallengangskokzidiose bezeichnet wird, ist die Gattung Eimeria stiedae verantwortlich. Für die Darmkokzidiose sind hingegen viele verschiedene Kokzidienarten verantwortlich, die häufig als Mischinfektion auftauchen. Je nachdem, wie sich die einzelnen Arten zusammensetzen, fällt die Ausprägung und Heftigkeit der Kokzidiose aus.
Vermehrung und Verbreitung von Kokzidien
Die Vermehrung der Kokzidien erfolgt bei allen Arten nach dem gleichen Schema. Benötigt wird ein Wirt bzw. die Zelle eines Wirts, um die zunächst ungeschlechtliche Vermehrung einzuleiten. Hierzu wird eine Wirtszelle im Magen-Darm-Trakt (oder der Leber, des Blutes, der Nieren) durch mehrfache Kernteilung zerstört. Bei wie vielen Zellen diese ungeschlechtliche Vermehrung nun fortgeführt wird, hängt von der jeweiligen Kokzidienart ab.
Nach der ungeschlechtlichen Vermehrung bilden sich Geschlechtszellen und die geschlechtliche Vermehrung kann beginnen. Nachdem die weibliche Zelle befruchtet wurde, umgibt sie sich mit einer Hülle und wird als Oozyste über den Kot ausgeschieden. Außerhalb des Wirts kommt es innerhalb der Oozyste nun wieder zur Rückverwandlung in Sporen aus denen sich die infektiösen Sporozoiten bilden.
Werden die Oozysten durch einen neuen Wirt aufgenommen, bricht die Hülle der Oozyste innerhalb des Wirtsorganismus auf und die Sporozoiten beginnen wieder mit ihrer ungeschlechtlichen Vermehrung in den Wirtszellen.
Übertragungswege von Kokzidiose bei Kaninchen
Die Übertragung der Kokzidien erfolgt durch mit dem Kot ausgeschiedene Erreger, die durch verunreinigtes Wasser oder Futter aufgenommen werden. Besonders bei hohem Besatz und schlechter Hygiene ist die Gefahr einer Kokzidiose relativ hoch. Dennoch ist auch bei hygienisch einwandfreien Haltungen die Gefahr einer Kokzidiose nicht gebannt.
Die Oozysten sind überaus robust und können im Erdreich, auf Wiesen, feuchter Einstreu etc. sehr lange überleben. Ein sicheres Abtöten erfolgt durch Erhitzung auf über 80 Grad Celsius! Gute Stallhygiene und eine ausreichende Lagerung (Kompostierung) des Kaninchendungs vor dem Ausbringen im Garten sollten daher selbstverständlich sein.
Besonders gefährdet sind übrigens Jungkaninchen im Alter ab 3 Wochen. Mit 18 bis 20 Tagen verlassen die kleinen Hoppler nämlich erstmals ihr Nest und erkunden die Umgebung. Das noch nicht vollständig entwickelte Immunsystem kann sich gegen die in Einstreu, Futter, Wasser oder Kot enthaltenen Oozysten noch nicht adäquat wehren und es kommt zum Ausbruch der Krankheit, zumeist in einem Alter von 6 bis 8 Wochen. Auch bei gestressten, alten oder immunsuppressiven Kaninchen haben Kokzidien leichtes Spiel.
Symptome einer Kokzidiose
Je nach Lokalisation der Kokzidiose treten unterschiedliche Symptome beim Kaninchen in Erscheinung. Bei der Leberkokzidiose lassen sich die Parasiten mit Hilfe des Blutes vom Darm in die Leber transportieren. Hier kommt es zu Entzündungen von Leber und Gallengängen, wobei auf der Oberfläche und im Gewebe selbst Abszesse entstehen, die zur Schwellung der Leber führen. Schlechtes Allgemeinbefinden, Abmagerung und ein stumpfes Haarkleid sind die ersten Anzeichen einer leberbedingten Kokzidiose. Es kann aber auch zu Gelbsucht, Bauchwassersucht, Verstopfung und Aufgasung kommen. Von der Leberkokzidiose sind häufig ältere Tiere betroffen. In schweren Fällen endet die Krankheit nach wenigen Tagen mit dem Tod, in leichten Fällen klingt die Leberentzündung wieder ab und das Kaninchen wird wieder gesund.
Die zweite Kokzidioseform befällt den Darm und wird als Darmkokzidiose bezeichnet. Sie befällt in der Regel Jungtiere im Alter von 6 – 8 Wochen. In leichten Fällen der Darmkokzidiose kommt es wie bei der Leberkokzidiose zu einem schlechten Allgemeinbefinden mit Appetitverlust und entsprechender Gewichtsabnahme. In schweren Fällen zeigen sich wässrige bis zum Teil blutige Durchfälle. Der enorme Flüssigkeits- und dadurch bedingte Mineralstoffverlust kann vom Kaninchen nicht ausgeglichen werden und es kommt zu einem raschen Tod, wird nicht rechtzeitig adäquat eingegriffen.
Behandlung einer Kokzidiose beim Kaninchen
Kokzidien lassen sich in der Regel durch eine Kotprobe relativ schnell nachweisen. Zu beachten ist allerdings, dass nicht jeder Kaninchenköddel Oozyten aufweist und daher eine Sammelprobe genommen werden sollte. Gegen Kaninchenkokzidiose sind verschiedene Medikamente auf dem Markt, die, frühzeitig eingesetzt, eine gute Erfolgsrate versprechen.
Bei der Darmkokzidiose muss der Flüssigkeitsverlust ebenfalls durch das Zuführen entsprechender Elektrolytlösungen wieder ausgeglichen werden. In einigen Fällen ist eine orale Gabe nicht ausreichend und das Kaninchen muss eine Infusion bekommen. Für den späteren Aufbau der Darmflora stehen ebenfalls gut wirksame Präparate zur Verfügung.
Bei der Leberkokzidiose erfolgen neben der Gabe antiparasitär wirkender Medikamente noch eine entzündungshemmende Therapie und ggf. eine Schmerztherapie.
Vorbeugung einer Kokzidiose
Unter günstigen äußeren Umständen (feucht und warm) können sich Kokzidien mitunter explosionsartig vermehren. Die Stallhygiene sollte daher an oberster Stelle im Kampf gegen einen Kokzidienbefall stehen. Ebenso ist eine Separierung von kranken und geschwächten Kaninchen unbedingt einzuhalten, um ihnen eine möglichst kokzidienarme Lebensumgebung zu gewährleisten.
In der Jungtierhaltung spielt ebenfalls die Hygiene eine große Rolle. Verlassen die kleinen Kaninchen das Nest, empfiehlt sich ein Wechselgehege um eine stetige Stallreinigung zu gewährleisten. Spätestens alle zwei Tage sollten die Jungen in ein anderes, sauberes Gehege verbracht werden, das zuvor mit kochendem Wasser gereinigt wurde. Die Krankheitsbekämpfung sollte in enger Absprache mit dem Tierarzt und keine pauschale Gabe von Kokzidiostatika erfolgen, da die Wirksamkeit mit der Häufigkeit des verwendeten Mittels nachlässt.
Bei Kokzidienverdacht ist ein rasches Handeln einer der Erfolgsfaktoren für einen glücklichen Ausgang der Krankheit!