Die Zucht mit Kaninchen
Am Anfang waren es hauptsächlich Merkmale auf die der Mensch bei der Zucht von Kaninchen gesetzt hat, die auf ein möglichst schnelles Wachstum, gute Fellqualität, Fleischansatz und Gesundheit abzielten. Auch bei der Fortpflanzung von wildlebenden Kaninchen läuft eine gewisse Selektion ab. Diese Selektion ist allerdings voll und ganz auf die Vorlieben der Natur ausgerichtet und die sind auf die stärksten und vitalsten Tiere gemünzt.
Erst, als sich das Kaninchen mehr und mehr zum Haustier entwickelte und seinen Status des reinen „Nahrungsmittels“ langsam ablegte, bemühte man sich um die gezielte Zucht von Kaninchen. Dieses Mal allerdings nach anderen Gesichtspunkten als Fellbeschaffenheit und Fettansatz. Zwar legte man nach wie vor Wert auf eine hohe Vitalität, aber nun rückten vermehrt Merkmale wie die Farbe, die Form der Ohren, die Größe, der Charakter und all die anderen Attribute in den Vordergrund, die die heutige Kaninchenzucht noch immer ausmachen.
Nicht zuletzt waren die frühen Zuchtbemühungen hinsichtlich dieser anderen Eigenschaften auch für die Entstehung der vielen verschiedenen Kaninchenrassen verantwortlich.
Die Anfänge der Kaninchenzucht
Im Jahr 1874 gab es erstmals in Deutschland eine Kaninchenausstellung und damit begann sie, die „neue“ Selektion. Sie beruhte auf dem Aussehen der Tiere. Nur wenige Jahre später folgte die Gründung des ersten deutschen Rassekaninchenzuchtverbands. Gründervater war seinerzeit (1880) in Chemnitz ein Julius Lohr. Von ihm ging aber nicht nur die Idee des Zuchtverbands für Kaninchen aus, sondern auch die Bewertung der Langohren nach einer festgeschriebenen Bewertungsskala. Ein deutliches Zeichen in Richtung der vergleichenden Kaninchenzucht, denn nur mit einem einheitlichen System ist es überhaupt möglich, sich mit anderen Gleichgesinnten auf Ausstellungen zu messen. Aus diesem System heraus, dass ein Zuchtziel gleichermaßen für alle gültig sein sollte, entstand der Rassestandard, der das ideale Aussehen der jeweiligen Rassevertreter exakt festlegt. Sehr hilfreich, denn nur durch ein klares Bild von einem gemeinsamen Ziel ist eine selektive Zucht auf die festgelegten Merkmale überhaupt möglich.
Biologie muss sein
Ist man als Kaninchenhalter gar so züchterisch ambitioniert, dass man in größerem Stil Kaninchen züchten möchte, dann kommt man um ein Mindestmaß an Biologie nicht herum. Das gilt im Übrigen auch dann, wenn man „nur“ einmal von seinen eigenen Kaninchen eine Nachzucht generieren möchte.
Einfach nur Kaninchen zu vermehren ist keine Schwierigkeit, ist ihre Fruchtbarkeit doch sprichwörtlich! Den Reiz des Züchtens macht aber aus, vorhersehen zu können, welches Ergebnis die Bemühungen haben werden – und zwar, bevor die Kaninchenbabys zur Welt gekommen sind! Wichtigstes Utensil für ein wenig „echte Zucht“ ist dabei die Vererbungslehre. Wie entstehen Rassen und vor allem, wie kann es sein, dass die Nachzuchten einer Rasse immer wieder die gleichen Merkmale in sich vereint und wie lassen sich hier Veränderungen erzielen?
Kaninchen gekonnt verpaaren
Die richtige Kombination der Elterntiere zu finden, ist gerade für den Anfänger gar nicht so einfach. Hier hilft es nur, sich ein wenig mit den verschiedenen Selektions- und Zuchtmethoden zu befassen und auch der Herr Mendel mit seinen Mendelschen Gesetzen darf nicht fehlen.
Im Kapitel Kaninchenzucht soll aber nicht nur ein wenig vom alten Schulwissen wieder aufgefrischt, sondern auch Klarheit in die „Kunst“ der Verpaarung gebracht werden. Letztendlich ist es nicht nur das Wissen und Können, was zur Nachzucht mit den gewünschten Merkmalen führt, sondern auch ein Quäntchen Glück! Oft trifft das Sprichwort „aller Anfang ist schwer“ nur allzu trefflich zu, bei der Kaninchenzucht herrscht jedoch ein ganz anderer Leitsatz: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“! So schwer ist sie nicht, die Kaninchenzucht, schon gar nicht, mit dem richtigen Hintergrundwissen!