Hasenpest (Tularämie)
Von der Tularämie können nicht nur Nagetiere betroffen sein, die bakterielle Infektion mit dem Erreger der Hasenpest kann auch beim Menschen schwere Verlaufsformen annehmen. Hierzulande ist es sehr selten, dass Menschen an der Hasenpest erkranken.
Das war nicht immer so, denn der Hasenpesterreger diente einst als Biowaffe. Im Tierreich ist die Hasenpest in unserer Region ebenfalls nicht sehr verbreitet. Deutlich öfter trifft man in vielen anderen Ländern der Welt, etwa in den USA, Mexiko, Kanada, in Skandinavien, China oder Russland, aber auch in Europa auf die Hasenpest.
Obwohl es ähnlich klingt, darf die Hasenpest nicht mit der Kaninchenpest (Myxomatose) verwechselt werden.
Bakterium löst die Hasenpest aus
Der Erreger, der zum Krankheitsbild der Hasenpest führt ist das Bakterium Francisella tularensis aus der Familie der Pasteurellaceae Bakterien. Es gehört zu den grammnegativen Stäbchenbakterien, die unbeweglich sind und keine Sporen bilden.
Während das Bakterium herkömmliche Desinfektionsmittel und Wärme nicht verträgt, ist es gegenüber Kälte sehr resistent. Selbst nach drei Jahren kann der Hasenpesterreger in infiziertem, gefrorenem Hasenfleisch noch überleben.
Francisella tularensis lässt sich dabei in zwei Varianten einteilen:
- Den hochvirulenten Typ A, der vor allem in Nordamerika verbreitet ist.
- Den weniger virulenten, aber nicht weniger gefährlichen Typ B, der weltweit vorkommt.
Erstmals wurde das Krankheitsbild der Hasenpest im Jahr 1911 beschrieben. George W. Mc Coy fand ein krankes Eichhörnchen und isolierte nur ein Jahr später den für die Hasenpest verantwortlichen Erreger. Viele Jahre beschäftigte er sich mit diesem Erreger und der Krankheit selbst, der er zudem ihren Namen, in Anlehnung an das kalifornische Tulare County, gab.
Noch vor dem ersten Weltkrieg gelang es dann zwei Wissenschaftlern aus der Sowjetunion, einen Impfstoff gegen die Hasenpest zu entwickeln. Sie nannten die Bakteriengattung fortan Francisella – dem amerikanischen Bakteriologen Edward Francis zu Ehren.
Unbestätigten Berichten zufolge, wurde der Erreger im Zweiten Weltkrieg als Biowaffe eingesetzt, um deutsche Wehrmachtssoldaten außer Gefecht zu setzen.
Entstehung der Tularämie beim Kaninchen
Die Tularämie wird auch als Lemming-Fieber, Parinaud-Krankheit oder Nager- bzw. Hasenpest bezeichnet, wobei letzteres die Krankheit wohl am trefflichsten beschreibt.
Überwiegend sind nämlich Wildtiere wie Feldhasen und Kaninchen sowie Eichhörnchen, Mäuse und Ratten von dem Bakterium befallen.
Der Erreger ist hoch virulent, schon wenige Keime reichen aus, um die Krankheit auszulösen.
Zum Vergleich
Die Aufnahme der Hasenpest Erreger kann dabei über zahlreiche Wege erfolgen. Eine Ansteckung ist sowohl über die Umwelt (kontaminiertes Erdreich oder Wasser), direkten Kontakt zu erkrankten Tieren, als auch über blutsaugende Parasiten wie Zecken oder Stechmücken möglich.
Der Erreger gelangt also durch verschiedene Eintrittspforten (Atemwege, Haut, Verdauungstrakt, Blut) in den Organismus und wird dort über den Blutweg weiter verteilt. Am weitesten verbreitet ist übrigens der Infektionsweg durch Parasiten, seltener durch kontaminierte Futtermittel oder Wasser.
Symptome der Hasenpest beim Kaninchen
Die Hasenpest zeigt sich in ihrer Symptomatik sehr unterschiedlich, da sich der Erreger nach einer Inkubationszeit von zwei bis drei Tagen im gesamten Körper ausbreitet und entsprechend vielfältige Auffälligkeiten produzieren kann.
Erste Allgemeinsymptome können dabei auf zahlreiche Erkrankungen hindeuten und erlauben kaum den Rückschluss auf Hasenpest. So sind Fieber, Schwäche und eine erhöhte Atemfrequenz auch bei vielen anderen Krankheiten als Symptome zu finden.
Bei der knotenartigen Form der Hasenpest sind außerdem Hautauffälligkeiten in Form von Lymphdrüseninfektionen und Hautabszessen zu beobachten.
Auf die Erstsymptomatik folgen dann recht rasch Abmagerung durch mangelnden Appetit, schwankender Gang und Schwäche, Apathie und letztendlich der Tod.
Oft ist die Diagnose Tularämie beim Kaninchen aufgrund des schnellen Voranschreitens der Krankheit erst nach dem Tod nachzuweisen. Bei der Obduktion fällt dann ein massiver Gewebsuntergang an diversen Organen auf, eine vergrößerte Leber und Milz, sowie Blutungen in Rippenfell und Lunge.
Obwohl der septikämische Verlauf der Hasenpest (in Form einer Blutvergiftung) mit entsprechend hoher Sterblichkeit die vorwiegende Form der Krankheit ist, können durchaus auch milde Verlaufsformen der Tularämie beobachtet werden. Hierbei kommt es lediglich zu einer Schwellung lokaler Lymphknoten und einer allgemeinen Krankheitssymptomatik mit Appetitmangel, ggf. Fieber und Schwäche, die nach wenigen Tagen überwunden ist.
Behandlung der Hasenpest beim Kaninchen
Die Behandlung der Hasenpest kommt in vielen Fällen zu spät und der Patient verstirbt. Aufgrund der kurzen Inkubationszeit und des schnellen Voranschreitens der Krankheit ist ein schnelles Eingreifen oftmals nicht möglich, die Hasenpest wird nicht als solche erkannt.
Ein Behandlungsversuch sollte mit einem Aminoglukosid Antibiotikum, zum Beispiel Tetracyclin, Streptomycin, Neomycin, etc. erfolgen, da es auf diese Bakteriengattung ein sehr breites Wirkungsspektrum besitzt.
Außerdem muss das Immunsystem des kranken Kaninchens entsprechend unterstützt werden, um sich auch mit eigenen Kräften gegen den Erreger zur Wehr setzen zu können. Die Behandlungsaussichten sind jedoch eher schlecht.
Hasenpest beim Kaninchen vorbeugen
Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung von Hauskaninchen an der Hasenpest sind sehr gering. Dennoch sollte eine mögliche Ansteckungsgefahr nicht provoziert werden.
In welchen Gebieten die Tularämie vorkommt bzw. in welchen Kreisen Hasenpestfälle nachgewiesen werden können, ist bei den zuständigen Landesbehörden zu erfahren. In Niedersachsen stellt zum Beispiel das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Verteilungskarte auf ihrer Homepage bereit.
In gefährdeten Gebieten sollte man einen Freilauf für die heimischen Hoppler so absichern, dass ein Kontakt zu wild lebenden Nagetieren (auch Mäuse!!) nicht möglich ist.
Ebenso sollten Futtermittel vor möglichen Kontaminationen sicher geschützt werden.
Ein weitere großer Punkt der Ansteckung sind blutsaugende Parasiten, insbesondere Zecken und Stechmücken. Hier empfiehlt sich ein sicherer Parasitenschutz.
Eine Schutzimpfung gegen Hasenpest ist beim Kaninchen im Übrigen nicht gegeben.