Encephalitozoon cuniculi (E.C.)

Die Encephalitozoonose ist eine parasitäre Erkrankung, die unter diversen anderen Namen bekannt ist. So wird unter Kaninchenhaltern einfach von E. cuniculi oder kurz E.C. gesprochen, auch Sternengucker-Krankheit, Schiefkopf-Krankheit, head tilt oder Torticollis werden bezeichnend für diese Kaninchenkrankheit verwendet.

Der Auslöser dieser Krankheit mit der charakteristischen Kopfschiefhaltung ist zwar ein Parasit, allerdings weisen mehr als die Hälfte aller Hauskaninchen Antikörper gegen E. cuniculi auf, tragen den Parasit also in sich, ohne jemals Symptome zu zeigen. Der Fachmann spricht dann von einer latenten Infektion.

E.cuniculi – ein pilzähnlicher Parasit ist verantwortlich

Encephalitozoon cuniculi ist ein Protozoen, ein einzelliges Lebewesen, das nur innerhalb einer höher entwickelten Zelle vorkommt. Er zählt zu den Mikrosporidien und ist somit ein Vertreter aus dem Reich der Pilze.

Bei seinem Wirt tritt er bevorzugt im Bereich des zentralen Nervensystems oder in den Nieren auf, wo er sich einnistet und zu Schädigungen führt.

Der Erreger selbst lässt sich in drei Stämme gliedern, die je nach Typ ihre bevorzugten Wirte bewohnen:

  • Der Typ I, er bezeichnet den Kaninchenstamm, der für Kaninchen, aber auch für den Menschen pathogen (krankheitsverursachend) ist.
  • Typ II wird als Mäusestamm bezeichnet und befällt auch Katzen und Füchse.
  • Der Hundestamm Typ III wurde vorwiegend bei Hunden, aber auch bei Halbaffen nachgewiesen.

Generell könnten alle Typen von E. cuniculi auch beim Kaninchen auftreten, zumindest unter Laborbedingungen. Als natürliche Infektion ist bislang jedoch nur der Kaninchentyp bekannt.

Die Krankheit wurde erstmals im Jahr 1922 von Wright und Craighead in Form der infektiösen Rückenmarkslähmung bei jungen Kaninchen beschrieben.

Entstehung von E. cuniculi beim Kaninchen

Auf welchem Wege die Übertragung stattfindet, konnte die Wissenschaft noch nicht abschließend klären. Sicher ist bislang der orale Übertragungsweg über mit Sporen behaftetes Futter. Befallene Tiere scheiden dabei mit dem Kot und Urin Sporen des E. cuniculi aus, die von anderen Tieren bei der Futteraufnahme wiederum aufgenommen werden. Hierbei gelangen die Sporen in den Verdauungstrakt und breiten sich vom Darm her über den Blutweg im Organismus aus.

Auch eine fötale Ansteckung ist möglich, wobei sich bereits der Fötus in der Gebärmutter infiziert. Auffallend ist bei diesem Übertragungsweg, dass im Blut keine Antikörper nachweisbar sind, da E. cuniculi aufgrund der frühzeitigen Ansteckung nicht als „Eindringling“ erkannt wird.

Über weitere mögliche Übertragungswege wird diskutiert.

Obwohl ein großer Teil der Kaninchen den Erreger in sich trägt, kommt es bei den meisten von ihnen nicht zu einem Krankheitsausbruch. Es lassen sich allerdings begünstigende Faktoren beobachten, die bei vielen Kaninchenpatienten im Vorfeld eines Krankheitsausbruchs zum Tragen kamen.

Hierzu gehört ein hoher Stresspegel, zum Beispiel durch einen Umzug, durch den Verlust des Partners oder allgemein schlechte Haltungsbedingungen. Auch ein hohes Lebensalter oder andere begleitende Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, wurden bei Krankheitsausbrüchen beobachtet.

Die Schiefhalskrankheit kann aber auch ganz ohne erkennbare Trigger zum Ausbruch kommen oder kommt eben nicht zum Ausbruch, obwohl oben genannte Auslöser gegeben sind. Das macht die Diagnosestellung für den Tierarzt nicht unbedingt einfach. 

Symptome von E. cuniculi beim Kaninchen

E.cuniculi zeigt sich mit vielen Gesichtern und hat auch typische Symptome, nicht zuletzt die Kopfschiefhaltung, die der Krankheit ihren Namen eingebracht hat. Dennoch ist die Diagnosestellung überaus schwierig, denn viele andere Krankheiten beim Kaninchen gehen mit ähnlichen Symptomen einher und einen „sicheren Test“ auf E. cuniculi gibt es nicht.

Sicher kann die Encephalitozoonose nur nach dem Tod durch eine Obduktion festgestellt werden, am lebenden Kaninchen sind es lediglich Verdachtsdiagnosen nach dem Ausschlussverfahren, die der Tierarzt anstellt.

Zu den Richtungsweisenden Symptomen zählen Ausfallerscheinungen der Extremitäten, vor allem der Hinterläufe und verschiedenartige Lähmungen, die auch nur kurzfristig auftreten können und dann wieder verschwinden. Auch eitriger Ausfluss aus Augen und/oder Nase, Augenzittern und Niereninsuffizienz zeigen das klinische Bilder der E. cuniculi.

Die typische Kopfschiefhaltung zeigt sich gerade im Anfangsstadium der Krankheit nur leicht, um sich im weiteren Verlauf bis zu einer grotesken Verdrehung des Kopfes fortzusetzen. Teilweise kommt es außerdem zu einer Überstreckung des Kopfes, daher der Name Sternenguckerkrankheit.

Zu Beginn der Krankheit erscheinen die Hoppler einfach ein wenig tollpatschig, fallen beim Putzen um oder sind beim Männchen machen nicht sicher auf den Beinen.

Bei fortschreitender Krankheit verlieren sie den Orientierungssinn und können nicht mehr geradeaus laufen, drehen sich manchmal wie aufgedreht um die eigene Körperachse. Epileptische Anfälle mit einfachem Starren, als seien die Langohren weggetreten können ebenso auftreten, wie Zuckungen sämtlicher Extremitäten. Die Wahrnehmung kann ebenfalls gestört sein, bis hin zum totalen Ausfall der Sinne. Die Nahrung wird verweigert, die Kaninchen sind taub und blind.

Behandlung der Schiefkopf-Krankheit beim Kaninchen

Die Behandlung erfolgt symptomatisch und antiparasitär. Durch die Gabe eines entsprechenden Anthelminthikums, in dem Fall mit dem Wirkstoff Fenbendazol oder Albendazol, soll zumindest im Darm eine Abtötung der Erreger erreicht und somit eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Eine vollständige Eliminierung von Encephalitozoon cuniculi ist jedoch nicht möglich.

Ist der Körper durch die Infektion bereits sichtbar geschädigt (Ausfallerscheinungen, Infekte, Nierenproblematiken), setzen viele Tierärzte den langohrigen Patienten unter Antibiotika. Von einer Kortisongabe sollte jedoch abgesehen werden, da diese lediglich zu einer kurzfristigen Besserung der Symptomatik führt, den geschwächten Organismus jedoch enorm belastet und keinen Vorteil für den Genesungsweg mit sich bringt.

Um die Nerven zu schützen und weiteren Schädigungen vorzubeugen, hat sich die Gabe von Vitaminen aus dem B-Komplex (B1, B6, B9 und B12) bewährt. Als begleitende Therapie haben sich Kräuter zur Stärkung des Immunsystems und zur Entgiftung bewährt (Brennnessel, Birke, Scharfgabe, Löwenzahn, Kamille, Fenchel, Bärenklau, etc.).

Kann der tierische Patient nicht mehr selber Futter und Wasser aufnehmen, wird außerdem eine Zwangsernährung nötig.

Bei Nierenproblematiken kann eine Flüssigkeitszufuhr über Infusion in Betracht gezogen werden.

Die Heilungsaussichten sind je nach Einsetzen der Therapie recht unterschiedlich. Frühzeitig eingesetzt, kommt es zu einer vollständigen Ausheilung der Symptomatik. Es kann ebenso zu Spontanheilungen bei E. cuniculi kommen. In manchen Fällen ist jedoch mit bleibenden Schäden zu rechnen, ebenso mit einer so massiven (Nerven-) Schädigung, dass über ein Erlösen des Langohrs nachgedacht werden muss.

Es wird mittlerweile davon abgeraten, infizierte Tiere aus dem Herdenverband zu separieren, da diese zu verstärkten Stresssituationen führt und der Heilung nicht zuträglich ist. Stress in jeglicher Form sollte in jedem Fall von den erkrankten Tieren ferngehalten werden, vor allem im Hinblick auf das Separieren erkrankter Kaninchen.

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass die hohe Durchseuchungsrate in keinem Verhältnis zu den wenigen E.cuniculi Ausbrüchen steht. Das lässt schlussfolgern, dass das alleinige Vorhandensein des Erregers nicht zum Ausbruch der Krankheit führt und folglich eine Trennung von kranken und gesunden Tieren unnötig ist.

Vorbeugung einer Infektion mit E. cuniculi

Die optimale Vorbeugung ist ein gesundes, glückliches Kaninchen. Um das zu erreichen müssen die Haltungsbedingungen ebenso stimmig sein, wie die artgerechte, abwechslungsreiche Ernährung.

Stress zählt ebenso zu den möglichen Auslösern einer Infektion mit E.cuniculi, bzw. zu einem Krankheitsausbruch. Da sich stressige Situationen nicht in jedem Kaninchenleben vermeiden lassen, kann während dieser Zeit eine Vorbeugende Gabe eine Anthelminthikums in Erwägung gezogen werden. Fenbendazol bildet hier das Mittel der Wahl.

Ebenso können wurmwidrig wirkende Kräuter (Thymian, Rainfarn, Beifuß, Heidelbeeren, Lauchgewächse, etc.) der Darmgesundheit und Stärkung des Immunsystems zuträglich sein.