Streit unter Artgenossen

Jedes Kaninchen ist anders – genau wie der Mensch hat jedes Fellbündel sein ganz eigenes Wesen mit entsprechenden Charakterzügen. Auch in der Kaninchenwelt gibt es Morgenmuffel, Kratzbürsten, Einzelgänger, Angsthasen, Kuscheltiere und natürlich einen Chef. Prallen Gegensätze aufeinander oder die Rangordnung wird neu ausgerichtet, können schon mal die Fetzen fliegen. Streit gibt es nämlich auch bei Kaninchen und der wird mit Krallen und Zähnen ausgefochten. Es geht also richtig zur Sache, wenn sich Kaninchen streiten.

In der Regel sollte sich der Mensch aus diesen Streitereien heraushalten und die Kaninchen alleine ihre Streitigkeiten klären lassen. Erst, wenn es zu bösen Wunden kommt, ist der Mensch als Streitschlichter gefragt. Haben sich die beiden Kontrahenten zu einem Knäuel verbissen und lassen so gar nicht mehr voneinander ab, dann muss der Mensch eingreifen und die Streithähne trennen.

Aber Vorsicht!

Getrennt werden streitende Kaninchen am besten mit einem Handtuch oder Schutzhandschuhen, sonst drohen auch dem Halter nicht unerhebliche Biss- und Kratzwunden.

Nicht vergessen sollte der Kaninchenhalter dabei das natürliche Verhalten seiner Fellnasen, denn Zoff unter Kaninchen ist vollkommen normal und sichert zudem das Überleben. Allerdings liegt es auch ein Stück weit am Kaninchenhalter, dieses natürliche Streitverhalten vor unnötigen Eskalationen zu schützen und spielerische Kabbeleien von ernsten Kämpfen zu differenzieren!

Die richtige Kombination hilft Streitigkeiten vorzubeugen

In Gefangenschaft gelingt es in den seltensten Fällen, die natürlichen Konstellationen eines Kaninchenrudels nachzustellen. Hier scheitert es schon am Platz, wer kann (und will) schon ein 50-köpfiges Kaninchenrudel auf der Fläche mehrerer Fußballfelder halten? In der Regel beschränkt sich die Haltung von Kaninchen somit auf nur wenige Exemplare.

Streit zwischen Kaninchen

Kaninchenhaltung in einer kleinen Gruppe

Besonders gut kommen Paare in Form eines kastrierten Rammlers und einer Häsin miteinander aus. Auch Kleingruppen mit zwei Pärchen oder einem kastrierten Bock und zwei Häsinnen vertragen sich gut, wenn genügend Platz vorhanden ist.

Geringes Konfliktpotenzial haben auch befreundete Tiere oder Geschwister. Bei letzteren sollte allerdings frühzeitig an die Kastration des männlichen Kaninchens gedacht werden, um ungeplanten Nachwuchs zu vermeiden!

Immer wieder hört man von artübergreifenden Freundschaften, das kann, muss aber nicht gutgehen. Lange Zeit war man der Meinung, Meerschweinchen und Kaninchen könne man ohne Probleme miteinander vergesellschaften. Mittlerweile weiß man es besser, denn die beiden Tiere gehören zwei ganz unterschiedlichen Gattungen an und haben sich im wahrsten Sinne des Wortes herzliche wenig zu sagen. Diese Erkenntnis sollte jetzt nicht dazu verleiten, bereits bestehende, artübergreifende Freundschaften zu trennen. Immer wieder verläuft die Natur nicht nach vorgegebenem Strickmuster und da kann es durchaus sein, dass ungewöhnliche Freundschaften trotzt der Artfremdheit Bestand haben.

Jedes Rudel braucht einen Chef

Und ist die Gruppe noch so klein, ein Chef muss sein! Das Kaninchen ist ein Rudeltier und entsprechend dieser sozialen Lebensgemeinschaft sichern gewisse Strukturen und Verhaltensregeln das Überleben in der Natur. Und die geht mit Kaninchen sicherlich nicht immer zaghaft um! Das was zählt, ist das Überleben und damit die Sicherung der Art. Überleben tun dabei nur die Stärksten, ein cleverer Schachzug der Natur Rangordnungskämpfe einzuführen!

Ranghöchstes Kaninchen

Cheff der Kaninchengruppe

Wer sich an die Spitze eines Rudels setzt ist nämlich nicht nur der Stärkste, sondern darf sich auch nach Herzenslust fortpflanzen. Schwache Tiere werden also gleich auf ganz natürliche Weise ausgesondert!

Da die Rangordnungskämpfe mit Einsetzen der Geschlechtsreife ausgefochten werden, ist es nötig, junge Rammler in Gefangenschaft noch vor der Geschlechtsreife zu kastrieren, um blutigen Kämpfen vorzubeugen. Doch auch bei Häsinnen gibt es Zoff, sind sie doch besonders während der Brunst Konkurrentinnen und streiten sich gerne! In einer reinen Häsinnen-Haltung ist also schon von Natur aus Streit vorprogrammiert. Doch auch hier gilt, es kommt immer auf den jeweiligen Charakter an, ob sich zwei Tiere verstehen. Auch eine Häsinnen-Gemeinschaften kann gutgehen.

Mein Revier!

Das Revier wird vehement verteidigt und zwar gegen jede Art von Eindringling. Besonders problematisch ist das in der Kaninchenhaltung unter menschlicher Obhut, wenn ein neuer Mitbewohner in ein bestehendes Rudel einziehen soll. Wirft man einen Blick auf das natürliche Verhalten der Kaninchen, verwundert es nicht, dass jedes Neumitglied, auch wenn es gleicher Art oder noch ein Jungtier ist, teilweise bis aufs Blut bekämpft wird.

In freier Wildbahn dient das unterirdische Bausystem als Schutzwall, in den sich die Sippe bei Gefahr schnell zurückziehen kann. Und zwar nur die eigene Sippe, fremde Kaninchen werden nicht akzeptiert, sie müssen sich einen eigenen „Bunker“ bauen und werden aufs Schärfste verscheucht. Dennoch gibt es auch in der eigenen Sippe nicht jeden Tag eitel Sonnenschein. Oft wird sich um die besten Plätze, das Futter, das Schlafhäuschen, etc. gekabbelt. Gerne wird auch mal die Rangordnung in Frage gestellt und versucht am Bein des aktuellen Chefs zu sägen. Alles Konflikte, die Kaninchen durchaus auch ohne menschliche Hilfe selber lösen können.
Streitereien im Kaninchenstall vorbeugen – so geht´s

Neben der zusammen passenden Geschlechterfrage lautet das Zauberwort bei der Kaninchenhaltung: PLATZ. Werden Kaninchen auf engstem Raum gehalten, hat das rangniedrige Tier keine Chance, dem Kaninchen-Chef auszuweichen, bzw. bei Streitereien aus dem Weg zu gehen. Gnadenlos wird es durch den Auslauf, bzw. Kaninchenstall gejagt, was nicht nur den Halter in Angst und Schrecken versetzt. Abhilfe schafft hier zum einen ein ausreichend großes Platzangebot, damit der Streit unter Kaninchen nach ihrer Natur ausgefochten werden kann.

Ideale Haltungsbedingungen vermeiden Streit

Viel Platz im Kaninchenstall

Zum anderen bringen aber auch ausreichend Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten Ruhe in den Kaninchenstall. Kommt es zu Rangeleien unter den Kaninchen, so kann sich das rangniedrige Tier entsprechend zurückziehen. Damit es auch bei den Rückzugsmöglichkeiten keine Engpässe und Bedrängnisse gibt, sollten Häuschen und Co. mit mehreren Ausgängen ausgestattet sein. Belagert das ranghohe Kaninchen nämlich den Eingang des Unterschlupfes, in das sich der Verfolgte geflüchtet hat, kann das sehr unangenehm für das „gefangene“ Kaninchen sein, wenn es nur diesen einen Aus-/Eingang gibt.

Nur wenige Kaninchenhäuser haben zwei Eingänge:

Immer im Hinterkopf behalten sollte der Halter von Hauskaninchen auch, dass die meisten Kaninchenställe ohnehin zu klein für zwei oder mehrere Kaninchen sind. Durch die beengten Verhältnisse kommt es häufig zu Streitereien – um den besten Liegeplatz, das leckerste Leckerchen, etc. Eskalieren diese Streitigkeiten und es kehrt keine Ruhe ein, sollten die Kaninchen in getrennten Käfigen gehalten werden und nur einen ausreichend großen Freilauf gemeinsam nutzen. So ist gewährleistet, dass auch das rangniedrige Tier ein „ruhiges und würdevolles“ Leben führen kann und nicht ständig in Stress leben muss.