Die richtige Fütterungsmenge
Die Futtermenge, die ein Kaninchen pro Tag verputzt, ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. So braucht ein Zwergkaninchen selbstverständlich deutlich weniger Futter, als ein Deutscher Riese und ein Seniorkaninchen eine andere Zusammenstellung des Futters, als ein Zuchtkaninchen in der Säugephase.
Eine pauschale Lösung oder eine Fütterung nach starrem „Rezept“ gibt es in der Kanichenfütterung nicht. Am besten ist es, sich in punkto Futtermenge und Zusammenstellung an dem Nahrungsangebot zu orientieren, dass ein Kaninchen in freier Wildbahn zu sich nehmen würde – oder zumindest eine annähernde Abwandlung hierzu.
Natürliche Nahrung
Im Idealfall bekommt das Hauskaninchen ein ähnliches Nahrungsangebot, wie es unter natürlichen Umständen zu sich nehmen würde. Hierzu zählen nicht nur viele kleine Mahlzeiten – in der Natur frisst ein Kaninchen über den Tag verteilt bis zu 120 solcher kleinen Häppchen – sondern auch eine bunte Auswahl an unterschiedlichen Nahrungsmitteln.
Einige davon ad libitum, das heißt, zur freien Verfügung, ohne Begrenzung, andere Futtermittel wiederum keinesfalls zur freien Verfügung, da sie zu viel Energie enthalten und das Langohr schnell verfetten lassen.
Kaninchen auf Diät
Häufig haben unsere heimischen Kaninchen ein wenig zu viel Speck auf den Rippen. Kein Wunder, denn das Angebot an Futtermitteln für Kaninchen ist im Fachhandel überwältigend und mit munteren Werbesprüchen versehen. Das macht es dem Kaninchenhalter nicht gerade leicht, das richtige Futter in der richtigen Menge aus dem Wust der Angebote herauszufiltern.
Fertigfutter wird ebenso als besonders gesund beworben, wie gezuckerte und vitaminisierte Zusatzfuttermittel und Leckerlis. Fakt ist, dass sie zwar dem Geldbeutel des Herstellers Freude bereiten, dem Kaninchen und damit seinem Halter allerdings nicht (lange).
Ein dickes Kaninchen auf Diät zu setzen bedeutet harte Arbeit, für beide Seiten. Bevor es also zu einer unkontrollierten Gewichtszunahme kommt, sollte mit naturnahem, wohlportionierten Kaninchenfutter interveniert werden. Doch wie bei allen gilt auch hier, die Dosis macht das Gift oder in diesem Fall, die Menge macht den Unterschied auf der Waage!
Die richtige Fütterungsmenge für Kaninchen
Kaninchenfütterung funktioniert nach dem Prinzip mehr ist mehr! Klingt paradox, ist es aber gar nicht, wie ein Blick auf das natürliche Fressverhalten von Kaninchen zeigt:
Wildlebende Kaninchen fressen quasi den ganzen Tag und müssten somit eigentlich zu kleinen, speckigen Fellkugeln mutieren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wildlebende Kaninchen fressen fast ständig und sind agil und munter, von Hüftgold keine Spur.
Die Zauberformel für diese „Fress-Diät“ lautet: selektives Fressen. Gras und Kräuter machen einen Großteil ihres Futters aus, gefolgt von maßvoll genossenen Sämereien, Obst, aber auch Gemüse, von dem sie gerne oberflächlich etwas knabbern und den „Rest“ liegenlassen. Hin und wieder gibt es auch ein paar leckere Zweige zwischen die Zähne, Rinden sind natürlich auch willkommen.
Wie viel Futter braucht ein Kaninchen
Was heißt das jetzt für unsere Hauskaninchen? Ganz einfach, der Hauptanteil der angebotenen Futtermenge sollte aus Gräsern und Kräutern bestehen.
Diese Nahrungsbausteine sollten dem Kaninchen immer in großen Mengen, also ad libitum, zur Verfügung stehen. Heu sollte ebenfalls in unbegrenzter Menge zur Auswahl stehen, wird aber, sofern es genügend anderes arttypisches Futter geboten bekommt, lieber das „Grünfutter“ fressen.
Unser Tipp
Dass genügend Gras und pflanzliche Faser angeboten wurde erkennt man übrigens daran, dass nicht das gesamte Futter verputzt wird, sondern selektiert und damit „liegengelassen“ wird.Als grobe Faustformel gilt, dass ein Kaninchen 3 bis 4 Prozent des Körpergewichts in Form von Trockensubstanz zur Deckung des Erhaltungsbedarfs zu sich nehmen muss.
Anders, als „getrocknete“ Futtermittel muss bei Grünfutter erst die Trockensubstanz berechnet werden! 100 Gramm Grünfutter beinhaltet durchschnittlich 80 Prozent Wasser und nur 20 Prozent Trockensubstanz, von Grünfutter muss also bedeutend mehr Menge aufgenommen werden, als von trockenem Fertigfutter oder Heu.
Samen dürfen gerne als Beigabe täglich auf dem Speiseplan stehen, allerdings nur in geringen Mengen – nicht „händeweise“ sondern „teelöffelweise“ – und auf die Größe und den Energiebedarf des Kaninchens abgestimmt.
Ähnlich verhält es sich mit Obst. Kleine Stückchen heimischer Früchte sind erlaubt, aber nur als Leckerbissen, denn sie enthalten viel Zucker. Etwas weniger Zucker und daher auch nur in kleinen Mengen zu füttern, ist in Gemüse enthalten.
Kaninchenpellets, getrocknete Gemüse oder Obstschnipsel, Getreide und diverse andere, stark verarbeiteten Fertigfutterarten für Kaninchen sollten nicht auf dem Speiseplan unserer Lieblinge stehen. Warum das so ist, wird im Kapitel Fertigfutter ausführlich beschrieben.