Bindehautentzündung beim Kaninchen

Tränende und gerötete Augen sind bei Kaninchen keine Seltenheit. Manchmal ist der Augenausfluss dabei nicht klar (serös), sondern tritt auch als Eiter auf. Oft ist eine Bindehautentzündung, der Fachmann spricht von einer Konjunktivitis, Schuld daran. Hierbei wird das gut durchblutete Bindegewebe, durch einen Reiz irritiert und reagiert mit einer Entzündungsreaktion. Diese äußert sich dann in geröteten, juckenden und tränenden Augen.

Bindehautentzündung beim Kaninchen

Tückisch an der Bindehautentzündung beim Kaninchen ist die vermeintliche Schmerzlosigkeit und der damit verbundene laxe Umgang. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome einer echten Bindehautentzündung zwar ganz von selbst und ohne Folgeschäden zu hinterlassen.

Voraussetzung hierfür ist natürlich das Abstellen der Ursache. In manchen Fällen klingt die Bindehautentzündung allerdings nicht von alleine wieder ab und die Entzündung greift auf das Auge über.

Was ist die Bindehaut beim Kaninchen

Im medizinischen Fachjargon wird die Bindehaut Konjunktiva bzw. Tunica conjunctive bezeichnet, was sich von den lateinischen Wörtern Tunica=Gewand und conjungere=verbinden ableitet. Das beschreibt die von zahlreichen Blutgefäßen und Nerven durchzogene Bindehaut recht exakt, denn sie dient als innere Auskleidung, sozusagen als Gewand des Augenlids und verbindet sich in dem Teil des Auges, wo Leder- und Hornhaut ineinander übergehen mit der Hornhaut.

Die Bindehaut stellt so eine Verbindung zwischen den Augenlidern und dem Augapfel her. Am inneren Augenwinkel bildet die Bindehaut eine Falte, die wir beim Kaninchen als Nickhaut oder auch drittes Augenlid kennen (Beim Menschen ist diese Nickhaut auch vorhanden, aber nur sehr viel weniger ausgeprägt).

Die Bindehaut ist zusätzlich mit zahlreichen Becherzellen durchzogen, die die Bindehaut feucht halten und so ein reibungsloses Gleiten der Lider über den Augapfel ermöglichen. Ebenso wird Schmutz, der sich auf dem Auge angesammelt hat, durch die Feuchtigkeit direkt weggewischt. Vor Eindringlingen schützen außerdem die Zellen der Immunabwehr, welche die Bindehaut besiedeln.

Symptome einer Bindehautentzündung beim Kaninchen

Das erste Anzeichen für eine Bindehautentzündung beim Kaninchen sind rote Augen. Eigentlich ist die Bindehaut, obwohl sie mit zahlreichen Blutgefäßen durchzogen ist, farblos. Wird die Bindehaut gereizt, kommt es zu einer Steigerung der Durchblutung und die feinen Blutgefäße weiten sich aus. Bei einer Bindehautentzündung wird der Kontrast des geröteten, geschwollenen Bindehautgewebes zum weißen Augenhintergrund besonders deutlich.

Neben der Durchblutung wird bei einer Bindehautentzündung auch die Sekretion der Drüsen angeregt. Durch das Tränen der Augen reagiert der Kaninchenkörper automatisch auf mögliche Eindringlinge wie Krankheitserreger oder Fremdkörper.

Viele Kaninchen beginnen bei einer Bindehautentzündung, an dem betroffenen Auge zu kratzen, was durch den Juckreiz bzw. ein Fremdkörpergefühl im Auge zu erklären ist. Durch das vermehrte Kratzen wird das Auge jedoch noch mehr gereizt und das Krankheitsgeschehen forciert.

Das Allgemeinbefinden ist bei einer Bindehautentzündung in der Regel nicht verändert. Kaninchen mit Bindehautentzündung fressen mit gleichem Appetit weiter und auch ihr Allgemeinverhalten weicht meistens nicht von der Norm ab.

Kaninchen zieht sich zurück

In manchen Fällen fällt ein „Verkriechen“ des Kaninchens auf, wenn es unter einer Bindehautentzündung leidet. Dieses Verhalten ist auf die zum Teil recht schmerzhafte Photophobie (Lichtempfindlichkeit) zurückzuführen, der das Kaninchen dadurch zu entgehen versucht.

Ursachen einer Bindehautentzündung beim Kaninchen

Für die Bindehautentzündung beim Kaninchen gibt es zahlreich mögliche Ursachen.

Häufig wird diese durch eine Reizung der Augen durch Zugluft oder durch eine ammoniakhaltige Umgebungsluft verursacht. Eine inkonstante Reinigung des Käfigs oder ein unbedachtes Lüften des Aufstellraumes vom Kaninchenkäfig führen dann zu einer Bindehautentzündung.

Eine weitere, ähnliche häufig anzutreffende Ursache für eine Bindehautentzündung sind Fremdkörper, die Mikroverletzungen auf Hornhaut und Bindegewebe verursachen und somit ebenfalls eine Entzündungsreaktion provozieren.

Kommt es unter den Kaninchen zu Kämpfen können auch hierbei Verletzungen des Auges auftreten, die sich durch eine Konjunktivitis bemerkbar machen. Durch die anatomische Gegebenheit, dass die Augen beim Kaninchen recht weit nach außen gewölbt sind, treten Reizungen von Außen schnell auf.

Besonders bei langhaarigen Kaninchen zeigen sich hier des Öfteren Probleme, indem zu langes Fell auf den Bulbus (Augapfel) reibt. Auch einwachsende Wimpernhaare durch Lidfehlstellungen können zu Bindehautreizungen und einer nachfolgenden Entzündungsreaktion ebendieser führen.

Neben den äußeren Reizungen kann die Ursache einer Konjunktivitis beim Kaninchen aber auch von Infektionen durch Bakterien oder Viren herrühren, zum Beispiel begleitende bei einer Myxomatose, bei Problemen im Tränen-Nasenkanal (Tränensachentzündung) oder einer Infektion mit Staphylokokken.

Diagnose und Behandlung einer Konjunktivitis

Die Behandlung der Konjunktivitis beim Kaninchen richtet sich nach dem Auslöser. Hierfür ist zunächst eine exakte Diagnose notwendig. Da die typischen Symptome einer Bindehautentzündung (Tränenfluss, Schwellung und Rötung) auch auf andere Augeninfektionen hindeuten können, muss der Tierarzt zunächst genau differenzieren, um welchen Auslöser es sich handelt.

Beide Augen betroffen von Bindehautentzündung

Fremdkörper und Verletzungen sind durch einen Blick ins Auge relativ schnell gefunden, mit dem Ophthalmoskop können tieferliegende Schäden aufgedeckt werden. Zum Ausschluss einer Verstopfung im Tränen-Nasenkanal wird der Tierarzt diesen unter Umständen spülen.

Ist der Augenausfluss nicht klar, sondern eitrig, gibt ein Abstrich des Sekrets bei einer Laboruntersuchung Aufschluss über den Erreger und lässt eine gezielte Medikation mit erregerspezifischem Antibiotikum zu. Eine Bindehautentzündung tritt dabei häufig nur an einem Auge auf, während virale oder bakterielle Infektionen, bedingt durch die Ansteckungsmöglichkeit, beide Augen befallen.

Wirksame Hausmittel

Bei einer leichten Bindehautentzündung, mit mildem Augenausfluss und einer leichte Rötung, die nicht durch einen Fremdkörper oder eine Grunderkrankung zurückzuführen ist, hat sich der Augentrost (Euphrasia) als Hausmittel bewährt.

Euphrasia ist in Form von Augentropfen erhältlich, Augentrost kann aber auch als Tee erworben und aufgekocht werden. Eine mit dem Tee getränkte Kompresse eignet sich zum sanften Reinigen der oder des betroffenen Auges.

Eine ähnlich beruhigende Wirkung hat Calendula (Ringelblume) oder auch schwarzer Tee.

Aus der Humanmedizin eignen sich Augensalben mit dem Wirkstoff Dexpanthenol, wobei dieser nicht zu den „echten“ Hausmitteln zählt.

Unser Tipp

Klingen die Beschwerden nicht innerhalb von wenigen Tagen ab oder verschlimmern sich, ist jedoch umgehend ein fachkundiger Tierarzt aufzusuchen.

Prognose und Vorbeugung bei einer Bindehautentzündung

In den meisten Fällen heilt eine Bindehautentzündung beim Kaninchen relativ rasch auch ohne eine umfangreiche Behandlung ab. Voraussetzung dafür ist jedoch das Abstellen der Ursache der Konjunktivitis.

Steht der Kaninchenstall zum Beispiel nach wie vor im Durchzug, so hält die Heilung der Bindehautentzündung sicherlich nicht lange an und flackert rasch erneut auf. Ein zugfreier Aufstellort für Stall und Gehege, sowie eine frische und saubere Umgebungsluft (Reinhaltung des Käfigs, Vermeiden von scharfen Reinigern und Raumdeo, etc.) sind die beste Vorbeugung für ein gesundes Kaninchenauge.

Auch auf eine möglichst staubfreie Einstreu sollten Kaninchenhalter achten, denn der feine Staub kann die Bindehaut mitunter stark reizen. Gerade empfindliche Kaninchen reagieren dann schnell und immer wiederkehrend mit einer Bindehautentzündung.

Hinweis

Wie immer gilt auch bei einer Bindehautentzündung: je besser die Haltung und Ernährung, desto besser kommt der Kaninchenorganismus mit Krankheitskeimen klar.

Einen Blick sollten Kaninchenhalter dabei natürlich auch auf die Zusammenstellung ihrer hoppelnden Mitbewohner haben, sodass Rangkämpfe vermieden werden.