Knochenbruch beim Kaninchen

Knochenbrüche, der Mediziner spricht von Frakturen, sind bei Kaninchen keine Seltenheit. Vor allem die Gliedmaßen wie Hinterläufe, Zehen oder auch die Vorderbeine sind besonders prädestiniert.

Krankes Kaninchen

Zum Brechen von Kaninchenknochen führen dabei vor allem Sprünge aus großer Höhe, etwa aus dem Arm des Halters, das Einklemmen oder Hängenbleiben von Gliedmaßen mit anschießenden Befreiungsversuchen.

Ein Knochenbruch beim Kaninchen sollte dabei umgehend dem Tierarzt vorgestellt werden, da dieser mit großen Schmerzen verbunden ist.

Aufbau und Zusammensetzung der Knochen

Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren (und uns Menschen), haben Kaninchen, bezogen auf ihr Körpergewicht, einen sehr feinen Knochenbau.

Ein Vergleich

Setzt man dieses in Relation, so machen bei uns die Knochen 12 Prozent des gesamten Körpergewichts aus, beim Kaninchen sind es nur 6 Prozent.

Jeder Knochen besteht aus der Knochenhaut, die den Knochen von außen umgibt. Sie enthält zahlreiche Blutgefäße und dient als Nährstofflieferant.

Je nach Art des Knochens – egal ob Röhrenknochen der Gliedmaßen, flache Knochen von Brustbein oder Schädel oder die unregelmäßigen Wirbelknochen – besteht der Knochen aus festen Lamellen an der Außenseite und einem innenliegenden Balkengebilde dessen Hohlräume mit Knochenmark gefüllt sind. Das macht Knochen zum einen elastisch, zum anderen sehr belastbar.

Durch das Zusammenspiel bestimmter Zellen, den Osteoklasten und Osteoblasten, sind Knochen zudem der stetigen Erneuerung unterworfen. Während die Osteoklasten alte und geschädigte Knochensubstanzen abtragen, gleichen die Osteoblasten diese nun fehlende Knochensubstanz wieder aus.

Hierfür muss der Knochen allerdings optimal mit Nährstoffen und ausreichend Bewegung versorgt werden. Ist das nicht der Fall, kommt es zu einem Ungleichgewicht der Osteoklasten und Osteoblasten und die Knochensubstanz verliert an Stabilität.

Knochenbruch aus anatomischer Sicht

Durch die besondere Fähigkeit des Knochens, sich ständig veränderten Anforderungen anzupassen, ist er nicht nur dazu in der Lage, Defekte auszugleichen, sondern auch gebrochene Knochensubstanz wieder zu verschließen.

Hierbei bildet sich nicht, wie bei anderen Geweben des Körpers, ein Ersatzgewebe, das so genannte Narbengewebe. Bricht ein Knochen so wird die Bruchstelle durch Originalgewebe ersetzt, es entsteht also eine ebenso belastbare wie elastische, neue Knochensubstanz an der Bruchstelle.

Hierzu müssen die Bruchstellen allerdings „heilbar“ sein, das heißt voreinander liegen, was der Mediziner als glatten Bruch bezeichnet. Sind die Bruchstellen gegeneinander verschoben oder fehlen Fragmente, so müssen diese chirurgische gerichtet werden, um eine Ausheilung der Fraktur mit stabilem Ergebnis zu erzielen.

Bei einem Splitter- oder Trümmerbruch ist eine Frakturheilung ohne chirurgische Maßnahmen nicht möglich, in schweren Fällen ist hier zudem nur eine Amputation, bzw. Euthanasie möglich.

Ursachen von Knochenbrüchen bei Kaninchen

Warum Kaninchenknochen brechen kann mehrere Ursachen haben.

Zum einen können Knochenbrüche auf mechanische Einwirkungen zurückzuführen sein. Das Kaninchen als Fluchttier ist enorm flink und wendig. Vor allem dann, wenn es darum geht, aus den Armen des Kaninchenhalters zu entfliehen, können ihm diese Fähigkeiten zum Verhängnis werden. Sprüngen und Stürzen aus großer Höhe halten die Kaninchenknochen nicht immer Stand.

Auch das Hängenbleiben, etwa an Teppichfransen, Heugitter oder sonstigen „Problemstellen“ kann zu Frakturen führen, wenn das Kaninchen versucht, sie zu befreien. Zehen und Gliedmaßen sind hierbei besonders anfällig.

Eine weitere Problematik im Hinblick auf Knochenbrüchen beim Hauskaninchen können Ernährungs- und Haltungsfehler sein. Wie Eingangs bereits erwähnt sind gesunde Knochen von einer entsprechenden Ernährung und Bewegung abhängig. Fütterungsfehler mit einem Mangel, bzw. Überschuss bestimmter, für eine gesunde Knochensubstanz wichtiger Nährstoffe wie Kalzium und Vitamin D machen die Knochen anfällig für Defekte.

Auch Hormonelle Problematiken können sich auf die Stabilität der Knochen auswirken. Letztendlich ist es auch die Bewegung, die für die Knochengesundheit eine große Rolle spielt. Eine gewisse Belastung ist nötig, um die Knochenzellen zu aktivieren und somit ein Gleichgewicht bei Auf- und Abbau der Knochensubstanz zu erhalten.

Gut zu wissen

Außerdem hält Bewegung auch Muskeln, Bänder und Sehnen fit, die letztendlich als Stütze für das Skelettsystem dienen und dieses vor Beschädigungen schützen.

Symptome eines Knochenbruchs beim Kaninchen

Das erste und zudem wohl offensichtlichste Anzeichen eines Knochenbruchs beim Kaninchen ist die Schonung der betroffenen Gliedmaße.

Nicht selten kann zudem eine abnormale Stellung der gebrochenen Gliedmaße beobachtet werden. Humpelt das Kaninchen und/oder zieht es eine Gliedmaße hoch, sollte immer ein Tierarzt hinzugezogen werden.

Knochenbrüche verursachen starke Schmerzen, auch, wenn sich Kaninchen nicht durch Wehklagende Schmerzenslaute mitteilen.

Häufig wird daher außerdem das Fressen vor lauter Schmerzen eingestellt.

Sind nicht die Gliedmaßen von einem Bruch betroffen, sondern hat sich das Kaninchen das Becken oder die Wirbelsäule gebrochen, ist eine Fortbewegung kaum möglich. Sichtbar werden solche Brüche vor allem durch abnormal abstehende Läufe oder eine gänzliche Unfähigkeit der Fortbewegung.

Diagnose von Frakturen beim Kaninchen

Die Verdachtsdiagnose kann der Tierarzt meistens schon anhand der von außen sichtbaren anatomischen Veränderungen stellen.

Ein Abtasten und eine manuelle Funktionsprüfung (ggf. wird ein Reibegeräusch wahrgenommen) der betroffenen Bereiche gibt ebenfalls ersten Aufschluss.

Zusammen mit der Befragung des Kaninchenhalters über mögliche Unfälle, Sprünge oder ähnliches wird diese erste Diagnose bereits untermauert.

Eine Fraktur beim Kaninchen sicher feststellen lässt sich mit bildgebenden Verfahren. Hierzu wird die betroffene Struktur geröntgt, wobei das Röntgenbild nicht nur Aufschluss über eine mögliche Bruchstelle, sondern auch über das Ausmaß des der Fraktur und die weiteren Behandlungsschritte gibt.

Behandlung eines Knochenbruchs beim Kaninchen

Die Versorgung einer Fraktur beim Kaninchen setzt sich aus mehreren Säulen zusammen:

Schmerzbehandlung

Brüche sehr schmerzhaft sind, stellen viele Kaninchen das Fressen komplett ein. Zur Behandlung eines Knochenbruchs gehört daher immer auch die Schmerztherapie.

Allerdings wird die Dosis so gering gewählt, dass noch immer eine Schonung des Betroffenen Bereichs erzielt wird. Ein schmerzfrei, munter hoppelndes Kaninchen mit einem gebrochenen Bein ist nicht das Ziel und für eine komplikationslose Heilung nicht förderlich! 

Antibiotika

Handelt es sich um einen offenen Bruch, das heißt, der Knochen hat die Haut durchstoßen, wird der Tierarzt neben einem Schmerzmittel auch ein Antibiotikum verschreiben, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.

Gleiches gilt für die chirurgische Versorgung eines Knochenbruchs. Auch hier wird im Anschluss an die Operation vorsorglich ein Antibiotikum verabreicht.

Bruch versorgen

Bei glatten und unkomplizierten Bruchstellen reicht die Ruhigstellung der betroffenen Gliedmaße in der Regel aus. Das Schienen der Bruchstelle ist allerdings nur bei Brüchen an den Gliedmaßen möglich (Vorder- und Hinterläufe, sowie Zehen).

Bei komplizierten Brüchen ist manchmal eine Operation unumgänglich. Hierbei wird die betroffene Bruchstelle mit Hilfe von Nägel, Platten und Drähten so in Position gebracht, dass ein Zusammenheilen der Bruchstellen erst möglich wird.

Bei manchen Brüchen, zum Beispiel Trümmerbrüchen, bei denen der Knochen in zahlreiche kleine Knochenfragmente gesprengt wurde, ist ein operatives Richten der Bruchstelle nicht immer möglich. In einem solchen Fall ist dann eine Amputation der Gliedmaße nötig.

Sind Knochen betroffen, die sich weder ruhigstellen noch schienen lassen (Becken, Wirbelsäule), bzw. so stark beschädigt sind, dass eine Heilung nicht möglich ist, bleibt nur die Euthanasie des Kaninchens, um ihm großes Leid zu ersparen.

Zu Hause

Wieder zurück im heimischen Käfig muss dieser entsprechend der neuen Situation hergerichtet werden.

  • Der Auslauf muss entsprechend begrenzt werden, bzw. das Kaninchen in ein kleines Gehege verbracht werden.
  • Alle Erhöhungen müssen aus dem Käfig weichen, damit diese nicht erklommen werden.
  • Als Unterschlupf kann demnach ein Häuschen mit Spitzdach sehr nützlich sein, auch eine Kuschelhöhle aus Stoff eignet sich als Unterschlupf.
  • Der Boden des Kaninchenstalls muss für die Zeit der Genesung möglichst weich ausgepolstert werden und rutschfest sein. Bei offenen Wunden, wenn zum Beispiel ein externer Fixateur angebracht werden musste, um den Knochen in Position zu bringen, sollte auf Einstreu verzichtet werden, um Verunreinigungen der Wunde zu vermeiden. In diesen Fällen leistet ein alter Teppich (ohne Schlingen und Fransen) gute Dienste als Stallboden.

Knochenbrüchen beim Kaninchen vorbeugen

Die beste Vorbeugung gegen eine Fraktur beim Kaninchen ist eine optimale Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen und ein ausreichendes Maß an Bewegung.

Hinzu kommen die allgemeinen Haltungsbedingungen, angefangen bei der Stalleinrichtung (mögliche Gefahrenstellen in denen das Kaninchen hängenbleiben kann) bis hin zum Auslauf bzw. Freilauf (Absturzmöglichkeiten, Hängenbleiben im Teppich durch zu lange Krallen, Einklemmen in Türen).

Auch der Umgang mit dem Kaninchen kann zur Vorbeugung von Knochenbrüchen beitragen. So sollte beim Hochnehmen immer das Becken mit gestützt werden und das Kaninchen beim Tragen so gesichert sein, dass es nicht plötzlich aus dem Arm springen kann (Kinder!).