Mein Kaninchen hat wunde Läufe

Wunde Läufe beim Kaninchen werden in der Fachsprache als Pododermatitis bezeichnet. Am häufigsten sind die Sohlen der Hinterbeine betroffen, aber auch die Handflächen der Vorderläufe bleiben vor einer Pododermatitis nicht verschont.

Kaninchen hat wunde Läufe

Haltungsfehler werden im Zusammenhang mit wunden Läufen beim Kaninchen gerne als alleinige Ursache aufgeführt.

Differenzialdiagnostisch muss die Pododermatitis allerdings genau unter die Lupe genommen werden. Nur eine exakte Diagnose erlaubt eine korrekte und effiziente Behandlung. Kaninchen mit wunden Läufen zu behandeln gestaltet sich oft schwierig, die Therapie nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert Konsequenz.

Ursachen wunder Läufe beim Kaninchen

Als Auslöser der Pododermatitis kommen zahlreiche Faktoren in Frage. Meistens ist es jedoch nicht nur eine einzige Ursache, sondern die Anhäufung vieler, für sich alleine harmloser Auslöser, die zu wunden Läufen führen. Für eine wirksame Behandlung müssen also sowohl die „Urauslöser“, als auch die unterhaltenden Ursachen gefunden und abgestellt werden.

Rasseanfälligkeit

Wie bei vielen Krankheiten, sind auch bei der Pododermatitis gewisse Rassedispositionen gegeben. So sind Kaninchen schwerer Rassen, ebenso wie übergewichtige Kaninchen normaler Rassen, für wunde Läufe besonders anfällig.

Sitzt das Kaninchen auf den Hinterpfoten, haben diese eine enorme Last zu tragen. Treffen die Sohlen dabei auf einen ungeeigneten Untergrund, können Druckstellen entstehen, aus denen sich eine Pododermatitis entwickeln kann.

Auch Rex Kaninchen sind, bedingt durch ihren ungleichmäßigen Fellbewuchs prädestiniert für wunde Läufe.

Untergrund

Auch ist zu beobachten, dass wunde Läufe vermehrt bei im Haus gehaltenen Kaninchen auftreten. Vermutlich sind es die „einseitigen, naturfernen“ Untergründe, die zu einer Anfälligkeit für wunde Läufe führen. Harte PVC Böden, Rosten, Pelleteinstreu ohne weiche Überstreu, aber auch Betonplatten im Auslauf sind Faktoren, die eine Pododermatitis begünstigen können.

Ebenso sind unhygienische Kaninchenställe eine Geburtsstätte für wunde Läufe, denn durch Verklebungen und Verschmutzungen der Läufe kann das Fell an den Fußsohlen nicht mehr adäquat als Polster dienen.  

Gesundheitliche Dispositionen

Ein überlanges Krallenwachstum kann ebenso wie Fehlstellungen der Gliedmaßen oder eine Gelenkserkrankung wie zum Beispiel Arthrose zu wunden Läufen führen.

Die schützende Fellschicht unter dem Sohlenballen kann durch die unphysiologische Gliedmaßenstellung nicht mehr ihrer Funktion nachkommen. Die Folge ist eine permanente Reizung der dünnen Sohlenhaut, die letztendlich in wunden Läufen endet.

Genauso können aber auch Verletzungen der Fußsohle zu einer Pododermatitis führen. Fremdkörper, die in die zarte Sohlenhaut eingedrungen sind, öffnen Tür und Tor für Eindringlinge wie Bakterien oder Pilze.

Die Psyche

Nicht zu vergessen sind aber auch psychische Ursachen, die zu wunden Läufen führen können. Kaninchen, die einem permanenten Stresslevel (schlechte Fütterung, wenig Auslauf, nicht artgerechte Unterbringung, falsche Kaninchenpartner) oder einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt sind, können mit einer Pododermatitis reagieren.

Schuld an diesem Umstand sind zum einen die körperlichen Trigger, zum anderen aber auch eine allgemein schlechte Immunlage gestresster Kaninchen, gerne gepaart mit einem Mangel an bestimmten, für die Hautgesundheit wichtigen Vitalstoffen. Treffen diese einzelnen Ursachen nun auch noch aufeinander oder werden durch weitere Auslöser unterstützt, bleiben wunde Läufe nicht lange fern.    

Allen Ursachen ist jedoch eines gemeinsam: Die Pododermatitis bzw. die wunden Läufe beim Kaninchen zeigen sich nicht plötzlich. Schon eine Zeit lang, bevor es zu einem ausgeprägten Krankheitsbild kommt, werden die ersten Symptome bei genauem Hinsehen sichtbar.

Unser Tipp

Schnelles Handeln bei den ersten Anzeichen von wunden Läufen kann dem Langohr und dem Kaninchenhalter selbst dann meistens eine langwierige Therapie ersparen.

Symptome der Pododermatitis

Die ersten Anzeichen, die bei einem Kaninchen auf wunde Läufe deuten, müssen nicht körperlicher Natur sein. Sprich: Bahnen sich wunde Läufe an, so ist das häufig nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

Erst, wenn die Symptome fortgeschritten sind, fällt dem Kaninchenbesitzer auf, dass etwas nicht stimmt. Schuld daran ist das dichte Fell, das die Beine unserer Langohren und somit auch die Fußsohle umhüllt. Die Fußsohle ist übrigens nicht der Bereich zwischen den Ballen, sondern das gesamte Stück Bein bis zum kräftig gebogenen Gelenk!

Zunächst zeigt sich nur eine rote Stelle, die lediglich dann zum Vorschein kommt, wenn die Haarschicht beiseite gehalten wird, sodass die Haut sichtbar wird.

Schreite die Pododermatitis weiter voran, liegt die einst nur gerötete Stelle frei und ist nicht mehr von Fell bedeckt. Meistens entstehen daraufhin schnell kleine Risse an den wunden Stellen, die Haut platzt auf und es kommt zu krustigen, blutigen Ablagerungen. Entzündungen sind nun Vorprogrammiert, denn Bakterien haben ebenso wie Pilze durch die fehlende Hautbarriere leichtes Spiel.

Die einst lediglich wunden Läufe ziehen sich über das gesamte Bein und bereiten dem Kaninchen immense Schmerzen. Hinzu kommt die Gefahr der Abszessbildung, die die Behandlung wunder Läufe zusätzlich erschwert.

Das Kaninchen reagiert bei wunden Läufen so, wie bei anderen schmerzhaften Erkrankungen ebenfalls. Vor Schmerz ziehen sich die Langohren häufig zurück und wirken apathisch. Das Fressen wir zur Nebensache, der betroffene Lauf wird abgespreizt oder anderweitig entlastet, sowie möglichst wenig bewegt.

Diagnose der Pododermatitis beim Kaninchen

Auf den ersten Blick scheinen wunde Läufe bei Kaninchen sicher selbstständig diagnostizierbar zu sein. Leider täuscht der Eindruck in vielen Fällen, ein Kaninchen mit wunden Läufen sollte dem Tierarzt vorgestellt werden.

Zum einen müssen mögliche Ursachen abgeklärt bzw. ausgeschlossen werden. Hierzu zählt etwa eine Unverträglichkeitsreaktion auf die Einstreu oder eine anderweitige Kontaktallergie.

Mikrobiologische Untersuchungen sind bei entzündlichen Prozessen ebenfalls angedacht, um die Therapie auf den Erreger abzustimmen.

In schweren Fällen sind zusätzlich Biopsien mit etwaiger histopathologischer Untersuchung (Gewebsuntersuchung) und Blutuntersuchungen nötig, um die Diagnose zu sichern und das Ausmaß der Pododermatitis zu klären.

Unser Tipp

Beim Auffinden der Ursache ist außerdem die Mithilfe des Kaninchenhalters gefragt. Ohne Einblicke in die Haltungs- und Fütterungsbedingungen, die Haltungsumgebung und Vergesellschaftung des langohrigen Patienten ist eine Diagnose stark erschwert.

Behandlung wunder Läufe beim Kaninchen

Die Therapie der Pododermatitis richtet sich nach der in der Diagnose festgestellten Ergebnisse.

So wird bei involvierten Bakterien ein entsprechend auf den diagnostizierten Stamm wirkendes Antibiotikum injiziert.

Bei einer Beteiligung von Pilzen wird ein wirkspezifisches Antimykotikum eingesetzt.

Eine Schmerzmedikation gehört in den meisten Fällen zum Grundgerüst der Therapie bei wunden Läufen. Pfotenverbände mit wundheilungsfördernden Salben oder desinfizierenden Lösungen sorgen dafür, dass die lädierte Haut der Sohle schneller abheilt.

In besonders schweren Fällen kommen chirurgische Maßnahmen zum Einsatz, etwa bei der Bildung von so genanntem „wilden Fleisch“, Abszessen oder nekrotisierten (abgestorbenen) Geweben.

Förderlich ist ebenfalls eine unterstützende orthomolekulare Therapie. Hierbei werden Zink, Biotin und Vitamin E Präparate in therapeutisch wirksamen Dosen verordnet, um den Aufbau einer intakten Hautbarriere bestmöglich zu unterstützen.

Besonders wichtig bei der Behandlung wunder Läufe ist das Abstellen der auslösenden Ursache. Hierzu zählen, neben dem Idealgewicht der langohrigen Mitbewohner, auch eine artgerechte Haltung- und Fütterung mit ausreichender Bewegung auf weichen, naturnahen und möglichst wechselnden Untergründen.

Stressvermeidung durch eine passende Herden- bzw. Partnerzusammenstellung runden die Behandlung ab und bilden gleichzeitig den Grundstein zur Vorbeugung.

Vorbeugung wunder Läufe beim Kaninchen

Optimale Haltungsbedingungen und die Vermeidung von Stressoren bilden zusammen mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung des Kaninchens die beste Vorbeugung von wunden Läufen.

Das gilt besonders für Kaninchen, die durch ihre Rasse für die Pododermatose prädestiniert sind. Ein starkes Immunsystem sollte bei jedem Kaninchen angestrebt werden!

Besonderes Augenmerk sollte auch auf den Untergründen liegen, die von den Kaninchen bewohnt werden. Zu harte Bereiche müssen durch entsprechende Sanierung mit polsternden Materialien versehen werden. Teppiche aus Polyester führen beim Hoppeln schnell zu heißen Läufen und gehören nicht zur artgerechten Umgebung.

Eine tägliche Kontrolle der Läufe solle selbstverständlich sein. Hierzu muss das Fell an den Sohlen zur Seite gelegt werden, um die Haut sichtbar zu machen.

Ein sofortiges Eingreifen (Prüfen der Haltungsbedingungen!) bei ersten Rötungen verbessert die Prognose und lässt es meistens gar nicht erst zu fortschreitenden Hautverletzungen kommen. Ist die Haut nur gerötet, aber ansonsten intakt, dürfen keine Einreibungen mit Salben erfolgen. Diese führen zu Erweichungen der Haut und beeinflussen die natürliche Widerstandskraft der Hautbarriere somit negativ.