Erkrankungen des Bewegungsapparats

Kaninchen sind Lauftiere, ihr ganzer Bewegungsapparat ist optimal auf athletische Höchstleistungen ausgelegt. Schnelle Spurts, abrupte Richtungswechsel und kunstvolle Sprünge gehören genauso zu ihrem Bewegungsrepertoire wie ausdauernde Sprints in Höchstgeschwindigkeit.

Erkrankungen des Bewegungsapparates

Das Skelettsystem unserer vierbeinigen Supersportler ist ganz auf ihre Bedürfnisse angepasst, weist aber durchaus Besonderheiten auf, die man auf den ersten Blick nicht vermuten mag. Hierzu zählt vor allem der relativ schwache Rücken des Kaninchens, der in krassem Gegensatz zu den enorm kraftvollen Läufen zu stehen scheint. Entsprechend dessen sind die einzelnen Skelettsysteme ganz individuell anfällig für bestimmte Erkrankungen.

Knochenbrüche beim Kaninchen

Ein gebrochener Lauf kommt bei Kaninchen im Verhältnis zu anderen Erkrankungen des Bewegungsapparats recht häufig vor. Ursache ist in den meisten Fällen von Knochenbrüchen beim Kaninchen aber nicht das versehentliche Fallenlassen oder das Springen auf den Boden aus großer Höhe. Vielmehr sind es Verletzungen, die sich das Kaninchen aufgrund ungeeigneter Käfig- und Gehegeausstattungen zuzieht. Prädestiniert dafür, um einem Kaninchen die Knochen zu brechen, sind Heuraufen oder andere Gegenstände, in denen sich die Langohren verkeilen können. Ist die Heuraufe nach oben hin nicht abgedeckt und wird daher vom Kaninchen als Bett benutzt, sind bei großem Gitterabstand Verletzungen durch einen hängen gebliebenen Lauf, der in Panik versucht wird, vom Kaninchen wieder herauszuziehen, vorprogrammiert.

Zu erkennen ist eine gebrochene Extremität beim Kaninchen recht einfach, denn das betroffene Bein wird massiv geschont und nicht mehr belastet. Ein gebrochener Lauf ist zwar nicht unbedingt „ein Beinbruch“, da er meistens mit einem einfachen Kunststoffgipsverband und ein paar Wochen Schonung wieder verheilt, es kann aber auch zu Komplikationen kommen. Brüche der Extremitäten, bei denen die Bruchstellen gegeneinander verschoben sind, müssen operativ versorgt werden, was durch das leichte Splittern der Knochen auch für den erfahrenen Tierarzt nicht ganz einfach ist.

Veränderungen an der Wirbelsäule

Die Lebenserwartung unserer Hauskaninchen hat sich im Laufe der Jahre immer weiter gesteigert. Kaninchensenioren sind daher keine Seltenheit und entsprechend dieser Umstände fallen krankhafte Veränderungen am Skelettsystem deutlich öfter ins Auge als in früheren Zeiten. Die Ursachen für Skelettprobleme beim Kaninchen können aber längst nicht immer auf das Alter geschoben werden. Übergewicht, mangelnde Bewegung und Mangelernährung sind weitere Ursachen für Defekte und Veränderungen am Knochen.

Bewegt sich das Kaninchen nur noch ungerne, turnt nicht mehr munter durch Käfig oder Gehege und sitzt lieber mit aufgewölbtem Rücken herum, so sollte eine Röntgendiagnostik in Erwägung gezogen werden.

Häufige Wirbelsäulenveränderungen beim Kaninchen sind, neben Bandscheibenschäden und Blockaden der kleinen Wirbelgelenke, vor allem die unter dem Oberbegriff Spondylose zusammengefassten Verwachsungen an der Wirbelsäule, die auch als Knochenspangen bezeichnet werden. Sie können gänzlich ohne Schmerzen einhergehen, in diesem Fall wird man seinem Kaninchen kaum etwas anmerken, können aber auch mit massiven Schmerzen und Lähmungserscheinungen einhergehen, was eine Therapie durch Tierarzt oder Tierheilpraktiker unumgänglich macht.

Kaninchen mit Schiefhals

Hält das Kaninchen plötzlich den Kopf schief, ist nicht selten ein bestimmter zu den Pilzen gehörender Parasit verantwortlich – Encephalitozoon cuniculi. Eine sichere Diagnose ist allerdings nicht zu stellen, zumindest nicht am lebenden Kaninchen. Bei einer Blutuntersuchung können nur die Antikörper bestimmt werden und die sind bei einer Vielzahl aller Kaninchen nachweisbar, obwohl eine klinische Ausprägung fehlt. Können andere Erkrankungen, die mit einem ähnlichen Krankheitsbild in Erscheinung treten, zum Beispiel ein traumatisches Ereignis, ein Schlaganfall oder andere Infektionskrankheiten ausgeschlossen werden, erhärtet sich der Verdacht nochmals.

Die Encephalitozoonose gehört nicht zu den Skeletterkrankungen, sondern zu den parasitären Erkrankungen, die zumeist Nervenzellen im Gehirn und den Nieren befallen. Die Encephalitozoonose wird unter der Rubrik Parasiten genauer behandelt.