Entwicklung junger Kaninchen

Erblicken Kaninchenkinder das Licht der Welt, geht ihre Entwicklung in riesigen Schritten voran. Nach der Nestwärme und Geborgenheit, die ihnen in den ersten Wochen das Überleben sichert, werden die kleinen Langohren zusehends aktiver und erkunden neugierig ihre Umwelt. Nicht immer zur Freude der Kaninchenmutter, die ihre liebe Arbeit mit dem immer größer werdenden Nachwuchs hat.

Die ersten Tage

Kaninchenkinder kommen nackt, blind, taub und somit vollkommen hilflos zur Welt. Ausgestattet mit dem nötigen Instinkt sind sie lediglich dazu in der Lage, die zuvor von störendem Fell freigerupften Zitzen der Häsin zu ertasten. Die erste Mahlzeit wartet direkt nach der Geburt auf die jungen Kaninchen. Zur Eröffnung der Milchbar gibt es von der Häsin eine ganz besondere Milch, die Kolostralmilch. Sie enthält wichtige Abwehrstoffe, die für die Kaninchenbabys von immenser Wichtigkeit ist. Da sie selber noch kein ausgebildetes Immunsystem haben und Erregern aus ihrer Umwelt somit hilflos ausgeliefert sind, ist die Aufnahme der Kolostralmilch notwendig. So erhalten sie einen guten Schutz vor Krankheitserregern, während sich ihr Immunsystem ausbilden und sich langsam auf die vielen Gefahren einstellen kann.

Neben der Milch und dem Schutz durch die Mutter ist Wärme ein ebenso wichtiger Überlebensfaktor für die nackten Kaninchenkinder. Eng aneinander gekuschelt liegen sie dann in ihrem weich gepolsterten Nest, dessen Eingang von der Kaninchenmutter in der Natur beim Verlassen sorgfältig mit Nistmaterial zugestopft wird. So kann kein Junges aus dem Nest purzeln, Feinde können das Nest nicht ausfindig machen und vor Zugluft sind die Kleinen auch gleich geschützt.

Die erste Woche

Langsam wächst den Kaninchenkindern ein zarter, weicher Flaum. Schon am dritten Tag nach der Geburt sind die feinen Haarspitzen zu erkennen, die aus der nackten Haut lugen. Nach einer Woche hat sich schon ein ganz beachtlicher Babyflaum entwickelt. Er lässt die spätere Zeichnung und Farbe des Erwachsenenfells bereits gut erkennen. Vergleicht man die kleinen Kaninchenkinder am Ende der ersten Woche mit dem Tag der Geburt, so fällt einem schnell das rasche Wachstum auf. Innerhalb dieser Zeit haben sie ihr Geburtsgewicht – ein Zwergkaninchen wiegt bei der Geburt gerade einmal so viel, wie eine Scheibe Toastbrot – schon verdoppelt und das, obwohl sie von der Kaninchenmutter nur ein bis zwei Mal täglich gesäugt werden. Die Hauptaufgabe der Kaninchenkinder in dieser Zeit liegt also darin, zu schlafen und zu wachsen.

Die zweite Woche

Um den 10ten Tag öffnen die Kaninchenkinder langsam aber sicher die Augen. Auch die Löffel, die bislang geschlossen und nach hinten angelegt getragen wurden, stellen sich zu dieser Zeit auf und ermöglichen dem Kaninchennachwuchs, die geräuschvolle Umwelt wahrzunehmen. Am Ende der zweiten Lebenswoche hat sich das Geburtsgewicht vervierfacht. Auch das Fell ist ordentlich gewachsen und zu einem dicken, flauschigen Pelz geworden.

Die Kaninchenkinder beginnen nun, erste feste Nahrung zu sich zu nehmen. In der Regel ist es das Nistmaterial, an dem sie sich versuchen. Auch die Kotkügelchen der Kaninchenmutter werden von dem kleinen Kaninchennachwuchs aufgenommen. Eine wichtige Einrichtung der Natur, denn der Kot der Mutter hilft den Kaninchenkindern beim Aufbau der eigenen Darmflora, sodass sie Gras, Heu und Co. verdauen können. Ganz neugierige Exemplare beginnen schon mit dem Ende der zweiten Woche, das Nest zu verlassen und unternehmen erste zaghafte Erkundungsversuche.

Die dritte Woche

In dieser Woche verlassen auch die nicht so forschen Kaninchenkinder das kuschelige Nest, um die Umgebung zu erkunden. Sobald sie jedoch ein Geräusch ängstigt oder die Mutter warnend mit den Hinterpfoten trommelt, sind die kleinen Flauschbälle blitzschnell wieder im schützenden Nest verschwunden.

Auf dem Lehrplan der dritten Lebenswoche der Kaninchen stehen aber nicht nur Erkundungstouren und fleißiges fressen, sondern auch Fellpflege. Die ersten eigenen Putzversuche sind zwar noch ein wenig unbeholfen und das Gleichgewicht nicht immer auf der Seite der kleinen Kaninchen, aber am Ende der Woche gelingt sogar das Männchen machen schon, ohne dabei umzufallen. Im Vergleich zum Tag der Geburt hat sich ihr Gewicht versechsfacht!

4. bis 6. Woche

Die kleinen Kaninchen haben sich prächtig entwickelt und sind zu echten kleinen Forschern geworden. Neugierig erkunden sie ihre Umgebung, wobei sie immer mutiger werden. Auch an Kraft und Größe haben sie ordentlich zugelegt. Sie halten nun das Gleichgewicht, erklimmen mühelos Erhöhungen und Hindernisse, Schlagen blitzschnell Haken und spielen Fangen mit ihren Geschwistern.

Zwischendurch versuchen sie ihr Glück an Mamas Milchbar, die die Kleinen allerdings immer weniger trinken lässt. Kein Wunder, denn bei wildlebenden Kaninchen stünde sie schon wieder kurz vor der Geburt des nächsten Wurfes. So ist es nicht verwunderlich, dass sie die Nachzucht langsam aber sicher entwöhnt. Das Körnerfutter wird immer interessanter und am Ende der sechsten Lebenswoche sind die kleinen Kaninchenkinder vollkommen an feste Nahrung gewöhnt. Wenn sie Glück haben, gelingt es ihnen aber trotzdem noch, hin und wieder bei der Kaninchenmutter ein paar Schlückchen Milch zu ergattern.

Ab der 8. Woche

Jetzt ist es an der Zeit, den kleinen Kaninchenkindern ein neues Heim zu suchen. Sie sind alt genug, um abgesetzt zu werden. Möchte man die Nachzucht nicht abgeben, können die jungen Kaninchen noch bis zur 11. Woche zusammenbleiben, dann muss allerdings reichlich Platz zur Verfügung stehen, damit sie genügend Bewegung bekommen.

Da Kaninchen schon mit der 12. Woche geschlechtsreif werden können, ist es jetzt an der Zeit, sich mit der Geschlechtserkennung von Kaninchen zu befassen und Häsinnen von Rammlern zu trennen. Angorakaninchen bilden übrigens eine Ausnahme, wenn es um den Umzug in ein neues Heim geht. Bei Ihnen dauert die Entwicklung etwas länger. Sie sollten daher erst mit 12 Wochen abgegeben werden.