Geburt und Säugzeit

Kaninchenmamas bringen ihren Nachwuchs ganz ohne fremde Hilfe zur Welt. Sie warten also nicht, bis sie ihren vertrauten Halter in der Nähe wähnen. Ganz im Gegenteil, eher warten sie, bis dieser sich entfernt – vielleicht um sich nur kurz einen Kaffee zu kochen oder ans Telefon zu gehen. Unterdessen kommen still und leise die Kaninchenkinder zur Welt. Eines nach dem anderen wird es von der Häsin geboren, abgenabelt und trocken geleckt. Zu guter letzt wird die Nachgeburt gefressen. Ein wichtiger Akt, denn in freier Wildbahn würde die Versäumnis schnell Fressfeinde auf den Plan rufen.

Tragzeit

Die Tragzeit, also die Zeit von der Befruchtung bis zum Tag der Geburt, beträgt bei Kaninchen rund 31 Tage. Je nachdem, wie viele Junge die Häsin in sich trägt, kann die Tragzeit variieren. Ist der Wurf besonders groß, können die Kaninchenbabys schon nach 28 Tagen geboren werden. Auf der anderen Seite können kleine Würfe mit nur ein bis zwei, häufig sehr großen Jungen mitunter auch bis zum 35sten Tag übertragen werden. Hierbei kommt es allerdings oft dazu, dass die übertragenen Jungen tot zur Welt kommen.

Geburtsvorbereitung

Einige Kaninchenmamas beginnen schon rund zwei Wochen vor dem Geburtstermin damit, ihr Nest herzurichten. Oft wird aber erst am Tag der Geburt das Nest gebaut. Neben trockenen Pflanzenresten als Nestmaterial wird hierzu auch fleißig Bauchfell zum Polstern des Nests ausgerupft. Die Natur hat es so eingerichtet, dass das Fell am Bauch der Häsin zu dieser Zeit besonders locker sitzt.

Die Geburt

Die Geburt verläuft recht unspektakulär im Verborgenen ab. Heimlich und leise bringt die Häsin ihre Jungen zur Welt. Da jedes einzelne Kaninchenbaby über eine eigene Nabelschnur verfügt, muss ordentlich abgenabelt werden, bevor das nächst zur Welt kommt. Nachdem die Häsin die Nabelschnur durchgebissen hat und das Fell trockengeleckt hat, wird auch schon das nächste Kaninchenkind geboren. Kaninchenmütter sind also wahre Multi-Tasking-Talente.

Ist der Nachwuchs wohlbehalten zur Welt gekommen und die Nachgeburt säuberlich gefressen, werden die Kleinen das erste Mal gesäugt. Diese erste Milchmahlzeit die Kolostralmilch oder auch Biestmilch genannt wird, enthält zahlreiche Abwehrkörper, über die die jungen Kaninchen noch nicht selber verfügen. Ist auch diese kurze Notwendigkeit erledigt, das erste Säugen dauert nur rund 5 Minuten, deckt die Kaninchenmutter ihren Nachwuchs mit Bauchfell und Nistmaterial zu und verlässt das Nest.

Die Säugzeit

Brutpflege, wie sie von anderen Tieren, zum Beispiel Hunden oder Katzen bekannt ist, gibt es beim Kaninchen nicht. Man könnte gar auf die Idee kommen, Kaninchen seinen Rabeneltern, weil sie so zügig wieder aus dem Nest verschwunden sind. Eine Kaninchenmutter säugt ihre Jungen nur ein bis zwei Mal am Tag und verlässt dann das Nest wieder.

Der Nachwuchs muss in dieser Zeit so viel Trinken, wie nur möglich ist. Doch blind und taub wie Kaninchenbabys bis etwa zum 10. Tag sind, ist das gar nicht so einfach. Hierfür hat sich die Natur natürlich etwas einfallen lassen und eine Hormonsteuerung eingebaut. Sozusagen ein Navigationsgerät aus Pheromonen, mit der die Kaninchenbabys sicher und zielstrebig die Zitzen der Häsin finden. Die hat durch das Ausrupfen des Bauchfells schlauerweise nicht nur für ein weiches Nest gesorgt, sondern auch die Zitzen freigelegt, um dem Kaninchennachwuchs ein noch besseres Finden selbiger zu ermöglichen. Während einer Trinkmahlzeit können die kleinen Kaninchen übrigens bis zu 25 Prozent ihres Körpergewichts an Kaninchenmilch aufnehmen. Je älter die Kleinen werden, desto kürzer wird aber auch die Zeit, in der sich die Mutter im Nest aufhält.

Ist sie mit dem Säugen fertig, verstopft sie den Eingang zum Wurfnest wieder sehr sorgfältig und hoppelt davon. Sie beachtet ihr Nest danach nicht weiter und tut vollkommen unbeteiligt. Wieder ein Schachzug der Natur, denn so lenkt sie die Aufmerksamkeit von möglichen Fressfeinden nicht auf ihren Nachwuchs. Sind die jungen Kaninchen groß genug verschließt die Kaninchenmutter das Nest hingegen nicht wieder, damit der Nachwuchs die Umgebung erkunden kann und langsam lernt, feste Nahrung aufzunehmen. Das geschieht etwa ab der dritten Lebenswoche der Kaninchenkinder. Das Säugen nimmt ab dieser Zeit ebenfalls merklich ab. Nur noch selten hockt sich die Häsin hin, so dass die Kleinen unter ihren Bauch kriechen, sich auf den Rücken legen und Milch trinken können.

Sind die kleinen Kaninchenkinder vier Wochen alt, sind sie ohne ihre Mutter überlebensfähig. Zwischen dem 28. und 35. Tag sind sie dann gänzlich von der Muttermilch entwöhnt. Ist hingegen ausreichend Nahrung vorhanden und die Kaninchenmutter nicht direkt nach der Geburt wieder gedeckt worden, sodass sie schon wieder kurz vor einer neuen Geburt steht, kann die Säugzeit aber durchaus bis zu 6 Wochen betragen.