Ohrräude beim Kaninchen

Was den Befall mit Ektoparasiten betrifft, so können sich beim Kaninchen zahlreiche verschiedene Spezies ansiedeln. Die am häufigsten anzutreffenden Ektoparasiten sind allerdings die Milben der Gattung Psoroptes cuniculi. Sie sind verantwortlich für die Ohrräude beim Kaninchen, eine Erkrankung, die von extremem Juckreiz begleitet ist und sich mit etwas Konsequenz gut behandeln lässt.

Ohrräude beim Kaninchen

Ohrräude ist bei Hauskaninchen jedoch weniger häufig anzutreffen, als in Zuchtbetrieben. Als Grund können häufigen Neuzugänge ebenso für den Ausbruch einer Ohrräude verantwortlich sein, wie unhygienische Haltungsbedingungen.

Erreger der Ohrräude

Der Erreger der Ohrräude beim Kaninchen ist die Psoroptes cuniculi, ein Spinnentier aus der Gattung der Saugmilben.

Lebensweise dieser Saugmilben

Anders, als Grabmilben, die sich in die Oberhaut ihrer Wirte graben, bewohnen Saugmilben die Körperoberfläche und ernähren sich von den Körperflüssigkeiten ihres Wirts.

Hierzu stechen sie die Lederhaut mit Hilfe ihrer Stilett förmigen Kieferklauen, auch Chelicere genannt, an und erlaben sich an den austretenden Lymph- und Gewebsflüssigkeiten.

Vermehrung und Fortpflanzung

Psoroptes cuniculi ist zudem noch enorm vermehrungsfreudig und kann sich innerhalb kürzester Zeit ausbreiten. Jedes Milbenweibchen kann bis zu 100 Eier legen.

Hieraus schlüpfen die Milbenlarven, die sich zu Nymphen entwickeln. Nachdem sie sich gehäutet haben, ist ihr Entwicklungszyklus abgeschlossen und eine neue ausgewachsene, ebenfalls fortpflanzungsfähige Psoroptesmilbe kann ihr Unwesen treiben. Für diese Entwicklung benötigt die Milbe nur rund 2 bis 3 Wochen, kaum verwunderlich, dass sich so innerhalb sehr kurzer Zeit Millionen Milben ausbreiten können.

Typische Wirte dieser Milbe

Die Krankheit, die diese Milbenart bei ihrem Leben auf dem Wirt auslöst, wird als Psoroptes Räude bezeichnet. Je nachdem, welche Tierart diese Milbe bevorzugt bewohnt, wird sie weiter klassifiziert. Psoroptes cuniculi wird die Milbenart bezeichnet, die die Ohrräude beim Kaninchen auslöst, wobei diese ebenso bei Pferden, mitunter auch bei Schafen, Ziegen und Rehen eine Ohrräude auslösen können.

Entstehung der Ohrräude bei Kaninchen

Die für die Entstehung der Ohrräude verantwortliche Milbe wird in der Regel nur über direkten Körperkontakt übertragen.

Typische Übertragungswege

Vornehmlich passiert das in Kaninchenzucht- und Mastbetrieben. Gerne dann, wenn Häsinnen zum Beispiel zum Bedecken in andere Ställe verbracht werden und hier mit infizierte Kaninchen in Kontakt kommen.

Auch Neuzugänge könne zunächst unbemerkt für das Einschleppen von Ohrräudemilben verantwortlich sein.

Da Psoroptes cuniculi auch dazu in der Lage ist, bis zu 3 Wochen außerhalb eines Wirts zu überlegen, ist ebenso eine Infektion über so genannte Vektoren möglich. Das können zum Beispiel Bürsten oder Kleidungsstücke sein, die mit infizierten Tieren und danach mit dem heimischen Kaninchen in Kontakt gekommen sind.

In diesem Zusammenhang ist etwa an einen Kontakt zu Pferden zu denken, vor allem bei Kindern, die sowohl Kontakt zu Pferden, wie auch zu Kaninchen haben.

Symptome der Ohrräude beim Kaninchen

Anhand der typischen Symptome ist es relativ einfach, die Diagnose Ohrräude beim Kaninchen zu stellen.

Die Krankheit ist begleitet von starkem Juckreiz, der zugleich das Leitsymptom der Ohrräude ist. Die betroffenen Kaninchen kratzen sich ständig in den Ohren, mitunter bis diese bluten, und schütteln vermehrt den Kopf.

Die Ohrmuschel selbst weist die für Ohrräude charakteristische Krustenbildung, die einem Blätterteig ähnlichsieht, auf.

Aufgrund ihrer Größe sind die Milben selbst mit dem bloßen Auge zu erkennen. Der Mediziner bedient sich jedoch eines Otoskops, einem tubenförmigen Gerät mit Lampe und Lupe, dass in den äußeren Gehörgang geführt die kleinen Krabbeltiere sichtbar macht.

Häufig dann, wenn bereits massive Entzündungszeichen vorliegen, wird zusätzlich eine Tupferprobe von dem vorgefundenen Sekret genommen und unter dem Mikroskop genauer untersucht.

Begleiterkrankungen

Ein Abstrich gibt zusätzlich Aufschluss darüber, ob sich zusätzlich zu den Milben auch noch andere „Probleme“ im Ohr hinzugesellt haben. Hier ist in erster Linie an Bakterien zu denken, die bei der vorgeschädigten Haut durch die Arbeit der Milben natürlich ein leichtes Spiel haben. Auch Pilze gehören zu den Nutznießern, die das Kaninchen zusätzlich zu den Ohrräudemilben besiedeln können.

Therapie der Ohrräude beim Kaninchen

Entsprechend der genauen Diagnose zielt die Behandlung auf die vorgefundenen Untermieter ab. Für die Milben wird in der Regel ein antiparasitär wirkendes Mittel entweder lokal direkt am betroffenen Ohr angewendet oder als systemisches Medikament via Spot-on-Präparat oder Injektion verabreicht.

Lokale Bahandlung am Ohr

Bei der lokalen Anwendung am Ohr durch einträufeln des Wirkstoffs muss eine mögliche Perforation des Trommelfells (verursacht durch eine zusätzliche bakterielle Infektion) zunächst ausgeschlossen werden. Die Wirkstoffe Selamectin, Ivermectin, Imidacloprid oder Moxidectin werden als gängige Antiparasitika im Kampf gegen die Ohrräudemilbe eingesetzt, während die bakterielle Infektion zumeist mit Hilfe eines auf den Erreger abgestimmten Antibiotikums bekämpft wird.

Hat sich zusätzlich zu den Milben ein Pilz aufgelagert, wird dieser mit entsprechenden Antimykotika behandelt.

Die Erfolgsaussichten bei einer umfangreichen Behandlung sind sehr gut.

Zu bedenken ist beim Kampf gegen die Ohrräude jedoch, dass bei lokalen Präparaten eine Wiederholung der Verabreichung erfolgen muss, bis alles Entwicklungsstadien überdauert sind. Will heißen, dass eine einmalige lokale Behandlung in der Regel nur die erwachsenen Milben abtötet, den Eiern jedoch nichts anhaben kann. Hier sind, entsprechend des Entwicklungszyklus, eine oder mehrere Behandlungsintervalle notwendig.

Behandlung durch Spot-on-Präparate

Injizierte oder als Spot-on-Präparat verabreichte Antiparasitika haben hingegen meistens einen so langen Wirkungszeitraum, dass eine erneute Anwendung nicht nötig ist, um auch spätere Entwicklungsstadien der Milbe noch abzutöten.

Unsere Empfehlung:

Behandlung des Umfeldes

Mit zur Bekämpfung der Ohrräudemilbe gehört ebenso die Reinigung und Desinfektion der Umgebung. Außerdem müssen sämtliche Tiere des Bestands, auch dann, wenn sie (noch) keine Symptome aufweisen, mit behandelt werden.

Hausmittel bei Ohrräude

Der Einsatz von Hausmitteln wie etwa das Verwenden von Öl sollte bei einem Befall mit Milben unterlassen werden. Insbesondere wichtig ist das bei bakteriellen Zusatzinfektionen oder Pilzen, die sich zusätzlich zu den Milben auf die Haut gesellt haben. Hier ist die Verwendung von Öl kontraproduktiv, verschlimmert die Symptomatik und kann zu weiteren Komplikationen führen.

Ebenso sollten die Krusten nicht, auch nicht durch Einweichen, entfernt werden, um durch Hautverletzungen nicht weitere Eintrittspforten für Bakterien und Co. zu schaffen. Außerdem ist das Ablösen der Krusten mit starken Schmerzen für das Langohr verbunden. Die Krusten fallen mit Abklingen der Krankheit und Regeneration der Ohrhaut ganz von selbst ab.

Ohrräude beim Kaninchen vorbeugen

Nicht immer lässt sich der Ohrräude nahtlos vorbeugen. Es ist jedoch möglich, durch gute und hygienische Haltungsbedingungen diesen Lästling so gut es geht beim eigenen Kaninchen zu vermeiden. Ausreichend Platz und Auslauf, artgerechte Fütterung, sowie eine gewissenhafte, regelmäßige Reinigung von Stall und Einrichtungsgegenständen sind die Grundmaßnahmen zur Krankheitsvorbeugung, die für jeden Kaninchenhalter ohnehin selbstverständlich sein sollten.

Bei Neuzugängen im eigenen Bestand sollte zunächst eine tierärztliche Untersuchung erfolgen, auch Quarantänemaßnahmen helfen, bei einem möglicherweise befallenen neuen Kaninchen, den Befall des gesamten Bestands zu vermeiden.