Fliegenmaden beim Kaninchen
Der Befall mit Fliegenlarven, auch Myiasis genannt, gehört wohl zu den grausamsten Krankheiten, die unsere Kaninchen treffen können. Fliegen legen ihre Eier bevorzugt in verschmutzte oder verletzte Körperregionen. Innerhalb weniger Stunden schlüpfen kleine Maden aus den Eiern und gehen auf Nahrungssuche. Hierzu bohren sie sich durch die Haut und fressen das betroffene Langohr regelrecht bei lebendigem Leib auf.
Was sich anhört wie das finale Szenario aus einem Horrorfilm ist tatsächlich keine Seltenheit, vor allem in den Sommermonaten.
Die gute Nachricht
Gesunde Tiere sind von einem Fliegenmadenbefall nicht betroffen!Maden als Auslöser
Schmeißfliegen, von denen es mehr als 1000 Arten gibt, legen ihre Eier bevorzugt in feuchten, dunklen und geruchsintensiven Regionen ab. Die Eiablage erfolgt allerdings erst zum Ende des wenige Wochen andauernden Lebenszyklus als adulte Fliege. Die meiste Zeit ihres Lebens nimmt das Larvenstadium ein.
Die ausgewachsene Fliege legt ihre Eier vornehmlich in Aas, Wunden, Hautfalten oder auch in Exkrementen ab, wobei sie von bestimmten Geruchsfaktoren anzogen werden.
Bei der Ablage ist die Eireifung schon so weit fortgeschritten, dass bereits 1 – 24 Stunden nach der Eiablage kleine Maden schlüpfen. Bis zu ihrem Erwachsenenstadium ernähren sich die Fliegenmaden nun von organischen Stoffen. Sie parasitieren nicht selten an oder in lebenden Tieren, indem sie aktiv in die Tiere eindringen.
Das folgende Stadium der Verpuppung durchleben die Maden nicht auf ihrem „Wirt“, sondern suchen sich hierfür ein trockenes Plätzchen.
Fliegenmaden beim Kaninchen
Die warme Jahreszeit ruft Fliegenmaden auf den Schirm. Die äußeren klimatischen Bedingungen kommen den Fliegen, die für einen Fliegenmadenbefall beim Kaninchen verantwortlich sind im Sommer besonders entgegen. Die Rede ist von der Blauen Schmeißfliege und der Goldfliegenart „Lucilia sericata“.
Die adulten Fliegen werden von für die menschliche Nase unangenehmen Gerüchen wie jene von Kompost- oder Misthaufen, Biotonnen oder Käfigeinstreu angelockt.
Diese Kaninchen sind gefährdet
Besonders anfällig für einen Fliegenmadenbefall sind daher Kaninchen, die in das Geruchsschema der Schmeißfliege passen: Verwahrloste Kaninchen, Kaninchen mit Wunden oder verschmutzter Urogenitalregion. Prädestiniert sind somit kranke, bzw. vorbelastete Kaninchen wie Kaninchen mit Durchfall, Harnwegsinfektionen oder offenen Wunden. Auch Kaninchen mit körperlichen Handicaps wie Lähmungen, Übergewicht oder Zahnfehlstellungen, die ihre Analregion nicht selbstständig sauber halten können.
Da sich Fliegenlarven innerhalb kürzester Zeit entwickeln, ist eine tägliche Kontrolle unabdingbar. Insbesondere bei Risikopatienten kann auch eine mehrmalige Kontrolle nötig sein. Ein Fliegenlarvenbefall betrifft dabei nicht nur Kaninchen in Außenhaltung, auch Hauskaninchen können betroffen sein.
Sobald die Maden aus den Fliegeneiern geschlüpft sind, beginnen sie damit, die Haut ihres Wirts zu durchbohren und sich langsam aber stetig vorwärts zu bewegen, wobei die durchwanderten Hautareale nekrotisieren (absterben).
Symptome eines Fliegenmadenbefalls beim Kaninchen
Nicht immer ist ein Befall mit Fliegenmaden sofort augenscheinlich. Gerade langhaarige Kaninchen oder jene mit verdeckten Hautfalten oder unentdeckten kleinen Wunden lassen nicht auf einen Blick erkennen, dass sie befallen sind. Auch das Kaninchen selbst zeigt zu Beginn eines Fliegenlarvenbefalls kaum Symptome.
Erst, wenn sich das Gewebe entzündet, Bakterien Einzug halten und die Wunde mit dem Eitern beginnt, fällt ein gestörtes Allgemeinbefinden ins Auge. Fressunlust, Apathie, Abmagerung, aber auch ein scharfer Geruch zeigen dem Kaninchenhalter an, dass sein Tier erkrankt ist.
Bei genauer Betrachtung der Analregion fallen nun zumeist knotige Schwellungen auf, zum Teil sind kleine Löcher in der Haut zu sehen, mitunter zeigt sich hierin das Ende eines Madenkörpers. Oft sind die betroffenen Hautareale allerdings von Krusten oder Verklebungen bedeckt, sodass erst nach dem Säubern der Verunreinigungen ein Madenbefall augenscheinlich wird.
Spätestens jetzt ist der Gang zum Tierarzt dringend notwendig.
Behandlung von Fliegenlarven beim Kaninchen
Ein durch Fliegenlarven befallenes Kaninchen gehört unverzüglich zum Tierarzt. Ein Absammeln der entdeckten Larven ist nicht ausreichend, da zum einen zu schnell einzelne Schädlinge übersehen werden können und zum anderen durch das Eindringen der Larven in die Haut Sekundärinfektionen entstehen, die medikamentös behandelt werden müssen.
Zunächst wird der Tierarzt die betroffenen Regionen großflächig von Verklebungen und Verunreinigungen befreien, was zumeist durch ein Kahlscheren erfolgt. Danach werden sämtliche sichtbaren Larven vom Kaninchenkörper abgesammelt.
Bei tieferen Läsionen muss das Kaninchen hierzu sediert werden, um ihm unnötige Schmerzen zu ersparen. Da in vielen Fällen auch der Kreislauf instabil ist oder wird, sichert der Tierarzt die Flüssigkeitszufuhr über eine Infusion.
In einigen Fällen wird ein Insektizid nötig, um auch die nicht greifbaren Larven abzutöten, ebenso werden die von den Larven attackierten Hautbereiche durch eine entsprechende Wundversorgung behandelt und ein Schmerzmittel verschrieben.
Um bakteriellen Infekten vorzubeugen, wird das betroffene Kaninchen außerdem unter Antibiose gestellt, was entweder per Injektion oder durch ein oral zu verabreichendes Medikament erfolgt.
Stellt sich unter der Entfernung der Larven beim Tierarzt heraus, dass diese bereits in tiefere Körperareale (Bauchhöhle, Brusthöhle) eingedrungen sind, sind die Schäden meistens so massiv, dass für das Kaninchen jede Hilfe zu spät kommt und es eingeschläfert werden muss.
Vorbeugung eines Fliegenlarvenbefalls beim Kaninchen
Die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen einen Befall mit Fliegenlarven ist die genau tägliche Inspektion seiner Kaninchen. Insbesondere bei Risikopatienten sollte bei warmer Witterung lieber mehrmals täglich kontrolliert werden. Im schlechtesten Fall vergeht zwischen Eiablage und Schlupf der Larven nur eine Stunde.
Natürlich muss auch die Grunderkrankung (Harnwegsinfekte, Durchfallerkrankungen, Fettleibigkeit, etc.), die zur Risikogruppe geführt hat, beachtet und nach Möglichkeit abgestellt werden. Lässt sich diese nicht abstellen, wie es vor allem bei Lähmungen oder Arthrosen der Fall ist, bei denen das Kaninchen nicht mehr dazu in der Lage ist, sich selbst rein zu halten, so können Insektenschutzmaßnahmen (Spot on Präparate speziell für Kaninchen) und eine engmaschige Sichtkontrolle meistens einen Befallrisiko minimieren.
Neben der Kontrolle ist auch die Hygiene ein großer Faktor im Kampf gegen einen Fliegenlarvenbefall. Besonders bei warmen Temperaturen muss das Gehege, insbesondere die „Toilettenecke“ häufiger gereinigt werden als üblich.
Außerdem sollte das Kaninchengehege möglichst weit von Komposthaufen, Biotonnen, Pferdekoppeln (Pferdekot) und anderen „fliegenfreundlichen Geruchsquellen“ entfernt liegen.