Kaninchen beschäftigen

Kaninchen lieben die Abwechslung und brauchen, wie alle anderen Haustiere auch, eine sinnvolle Beschäftigung. Sich selbst überlassen sollte man Kaninchen, auch, wenn sie zu zweit gehalten werden, nicht. Auch dann kommt schnell Langeweile auf und die Langohren kommen auf dumme Gedanken. Wer keine Beschäftigung hat, sucht sich halt eine – die ist allerdings meistens nicht im Sinne des Kaninchenhalters. Von den körperlichen Folgen chronischer Langeweile einmal ganz zu schweigen.

Beschäftingung der Kaninchen

Beschäftigung ist notwendig

Ist ein Kaninchen nicht ausgelastet, stellen sich durch die Unterforderung häufig seelische Probleme ein, die letztendlich auch auf der rein körperlichen Ebene zum Ausdruck kommen. Fettleibigkeit und daraus resultierende „Wohlstandskrankheiten“ lassen bei gelangweilten Kaninchen also nicht lange auf sich warten.

Doch keine Angst, wer sein Kaninchen sinnvoll beschäftigen möchte, muss nicht gleich zum Kaninchen-Animateur forcieren.

Die Beschäftigung des Wildkaninchens

Was treibt ein Kaninchen in der Natur eigentlich den lieben langen Tag so? Sein Tagesablauf besteht keineswegs nur aus Dösen, Kuscheln und Schlafen, ganz im Gegenteil, in der Natur haben Kaninchen einen echten Fulltimejob! Sie erweitern ständig ihr Tunnelsystem, befassen sich mit der Futtersuche und Nahrungsaufnahme, verteidigen und markieren ihr Territorium, ziehen ihre Jungen groß oder sind mit Paarungsspielchen beschäftigt.

Und wie sieht der typische Kaninchenalltag in menschlicher Obhut aus? Ziemlich eintönig, denn vieles, was in der Natur zu ihrem Tagesablauf gehört, fehlt in der Wohnungshaltung schlicht und ergreifend. Nahrung muss nicht erst erarbeitet werden, sie kommt täglich pünktlich im Napf und muss nur noch verputzt werden. Auch das Graben ist in Käfig- oder Gehegehaltung der Hauskaninchen stark eingeschränkt. Fortpflanzung und Jungtieraufzucht sind in der Regel für Hauskaninchen tabu, da sie entweder kastriert oder in eingeschlechtlichen Verhältnissen leben. Im Vergleich zu ihren wildlebenden Artgenossen sind Hauskaninchen chronisch unterbeschäftigt – vereinfacht gesagt: arbeitslos.

Wird diese Arbeitslosigkeit nicht abgestellt, neigen Kaninchen dazu, sich anderweitig zu beschäftigen. Meistens entwickeln sie dann ziemlich unangenehme Eigenschaften, leiden unter Zerstörungswut und werden durch Verhaltensanormalitäten auffällig. Es gibt auch Exemplare, die im wahrsten Sinne des Wortes vor Langeweile eingehen. Das Kaninchen verfällt in Depressionen und stellt Fressen und Bewegung ein. Soweit muss es nicht kommen.

Geistige Herausforderungen im Kaninchenalltag

Um den Kaninchenalltag sinnvoll zu gestalten, reicht nicht nur die körperliche Aktivität durch einfaches herumhoppeln, auch die kognitiven Fähigkeiten wollen gefordert (und gefördert) werden. Je nach Kaninchentyp sind hierbei diverse Varianten möglich, aber Achtung, nicht jedes Kaninchen wird mit jeder Beschäftigung warm. Was für den einen Hoppler eine superspannende Sache ist, kann das nächste Langohr bis zur Unendlichkeit langweilen.

Futtersuche als Beschäftigung

Fast alle Kaninchen lieben Spielzeug – und Fressen. Allerdings reicht es nicht, ihnen eines der bunten Spielzeuge für Kaninchen aus dem Fachhandel in den Käfig zu legen oder eine Knabberstange vor die Nase zu halten. Kaninchen müssen entsprechend animiert werden! Häufig sind die extravaganten Spielzeuge nicht das, was das Kaninchenherz höher schlagen lässt. Einfachheit ist in der Regel Trumpf und belastet außerdem das Budget des Kaninchenhalters nicht sehr stark. Sehr gut geeignet sind verschiedene Verpackungsmaterialien aus Karton oder Holz.

Vorsicht giftig

Beim Beschäftigungsmaterial sollte auf stark behandelte oder gefärbte Variationen zugunsten der Kaninchengesundheit verzichtet werden.

Kartons machen viele Kaninchen glücklich, denn die Spielvariationen sind reichhaltig. So kann es als Versteck zum Dösen, zum Klettern, Hinüber- oder Hineinspringen oder zum Benagen genutzt werden. Auch das Ineinanderstapeln mehrerer Kartons bringt Abwechslung und regt die geistigen Fähigkeiten des Kaninchens an. Noch mehr Abwechslung und die nötige Animation bringen kleine Leckerbissen, die in den einzelnen Kartons versteckt werden.

Kaninchen körperlich beschäftigen

Ein gesunder Geist ist zwar gut, aber was nützt er, wenn er in einem trägen Körper steckt. Die körperliche Betätigung ist für Kaninchen ebenso wichtig, denn nur so bleiben Muskeln und Gelenke lange geschmeidig und Meister Lampe bis ins hohe Alter fit. In den Kaninchenauslauf gehören also nicht nur Gegenstände, die zum Verstecken und Dösen genutzt werden können, sondern auch solche, die sich „erklettern“ lassen.

Gegenstände zum Klettern

Gut geeignet zum Klettern und Erklimmen sind Baumstämme oder selbstgebaute Rampen, gerne mit einer kleinen Aussichtplattform, denn Kaninchen lieben es, auf erhöhten Plätzen die Gegend auf sich wirken zu lassen.

Beschäftigung mit Kartons

Auch dem Buddeltrieb muss Rechnung getragen werden. Schließlich ändert sich seine Natur nicht, nur, weil das Kaninchen in Gefangenschaft lebt. Kilometerlange Höhlensysteme sind zwar in Gefangenschaft nicht zu realisieren, da Buddeln und Bauen aber zu den Hauptbeschäftigungen im Kaninchenleben gehören, muss für einen würdigen Ersatz gesorgt werden, soll sich das Langohr wohlfühlen. Sehr gut eignen sich hierzu Buddelkisten mit verschiedenen Materialien. Zum Beispiel eine mit Sand, Zeitungspapier, Kleintierstreu oder Stroh gefüllte Plastikkiste, in der sich das Kaninchen nach Herzenslust austoben kann.

Buddelkiste interessanter gestalten

Aufpeppen lässt sich so eine Buddelkiste übrigens, wenn kleine Hindernisse (in Form von Ästen) eingebaut oder Futterstückchen darin versteckt werden.

Als „Tunnelersatz“ lassen sich, besonders beim Freilauf in der Wohnung, tolle Höhlensysteme durch leichtes Verrücken der Möbel realisieren. Einfach den Schranke oder das Sofa ein wenig von der Wand abrücken. Hin und wieder sollten allerdings die Rückseiten der Möbelstücke auf eventuelle Benagung hin kontrolliert werden. Tauglich sind zudem Spieltunnel für Katzen, lange Kartons oder ausgediente Papprollen. Gerne auch eine selbstgebaute Kombination aus verschiedenen Kartons und Röhren.

Beschäftigungen mit Futter

Mit Futter lässt sich (fast) jedes Kaninchen zu sportlicher Aktivität animieren. Für sein Futter zu arbeiten ist dabei für Kaninchen normal, denn in der Natur gibt es keine stetig gefüllte Futterschale. Das Futter darf also auch in Gefangenschaft gerne erarbeitet werden! Hierzu eignen sich sehr gut Intelligenz-Spielzeuge, wie sie der Fachhandel für Hunde und Katzen bereithält. Diese sind meistens aus Holz oder Hartplastik und geben nach vorheriger Aktion durch das Tier einen Leckerbissen frei.

Auch Futterbälle für Hunde lassen sich gut für Kaninchen nutzen. Speziell für Kaninchen hält der Fachhandel außerdem Metallbälle bereit, die sich mit Grünzeug oder Heu füllen lassen oder Heubälle aus Weide, die später auch noch aufgefressen werden können.

Kaninchenspielzeug selbst herstellen

Kaninchenspielzeug lässt sich aber ganz einfach auch selber herstellen. Zum Beispiel, indem man einen etwas dickeren Ast sucht, der mehrere kleinen Verästelungen aufweist. Hierauf können dann Möhren- oder Apfelstücke, Erdbeeren oder ein Stück Maiskolben gespießt werden.

Ebenso lassen sich Stöcker wie Schaschlickspieße mit Leckereien spicken und in den Boden spießen oder an einer Schnur etwas erhöht aufhängen. Tannenzapfen sind ebenso wie hohle Holzstücke (diese können auch selber in das Holz gebohrt werden) ganz tolle Arrangements, um darin kleine Futterstücke zu verstecken, die sich die Kaninchen dann erarbeiten müssen. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – vorausgesetzt, die ausgewählten Materialien sind Kaninchenverträglich und nicht giftig!

Zirkuslektionen für Kaninchen

Besonders junge Kaninchenhalter erfreuen sich daran, ihren vierbeinigen Hausgenossen kleine Kunststücke beizubringen. Hierbei stellen sich schnelle Erfolgserlebnisse ein und die Langohren sind sinnvoll beschäftigt. Kleine Hindernisse auf Kommando zu überspringen oder Männchen zu machen, ist dem Kaninchen mit dem richtigen Anreiz relativ schnell beigebracht. Hier eignen sich besondere Leckerbissen sehr gut, um die Motivation des Hopplers anzuregen.

Kaninchen überwindet Hindernis

Ab ins Körbchen ist ebenfalls eine tolle und auch praktische Übung, lassen sich Transporte sich für Kaninchenhalter doch nicht immer vermeiden. Will man nicht den ganzen Käfig mit transportieren, muss das Langohr in eine Transportbox gesteckt werden und das bedeuten für das ungeübte Kaninchen in der Regel Stress pur. Macht man dem Hauskaninchen die Transportbox allerdings schon frühzeitig mit Leckerchen besonders schmackhaft, wird es freudig selbst hineinhoppeln. Mit ein wenig Geduld sogar auf Kommando!

Agility für Kaninchen

Sicherlich nicht jedermanns Sache und auch aus Tierschutzsicht nicht ganz unumstritten sind sportliche Wettbewerbe für Kaninchen. Das laute Umfeld beim Wettkampf und der Transport bedeuten für die ohnehin stressempfindlichen Kaninchen Stress pur. Bei den so genannten Kaninhop Wettbewerben muss das an der Leine geführte Kaninchen einen Agility-Parcours bestreiten, der aus verschiedenen Hindernissen besteht.

Solch ein Parcours lässt sich ganz einfach selber bauen und bringt dann auch zu Hause viel Spaß und Abwechslung in den Kaninchenalltag – ganz ohne Stress. Der Fantasie sind bei der Gestaltung der Hindernisse kaum Grenzen gesetzt und so mancher Kaninchenvertreter überrascht seinen Halter mit enormem Ehrgeiz und Sportlichkeit, vorausgesetzt, der Anreiz (das Leckerchen) stimmt! Probieren sie es einfach einmal aus und animieren ihr Langohr, über ein kleines Hindernis zu hüpfen. Beginnen sie erst mit geringer Höhe und steigern sie dann langsam die Anforderungen.

Kann Ihr Kaninchen schon über offene Miniatur-Hindernisse, wie sie aus dem Reitsport bekannt sind, hüpfen, versuchen Sie es mit „der Mauer“. Ein Hindernis, bei dem das Kaninchen nicht auf die andere Seite blicken kann. Auch hier starten Sie zunächst mit geringen Höhen und steigern langsam. Rampen, Wippen, Weitsprung, Slalom oder Röhren können ebenfalls wunderbare Abwechslung in den Kaninchenalltag bringen. Versuchen Sie es einfach einmal und bauen einen kleinen Fitness-Parcours. Geduld und attraktive Leckerlis sorgen dann für viele spaßige Stunden mit ihrem Hoppler.