Widderkaninchen

Putzige Kaninchen mit Hängeohren

Mindestgewicht
1,00 kg
Idealgewicht
2,00 bis 3,00 kg

Widderkaninchen

Schon seit vielen Hundert Jahren sind Kaninchen bekannt, die anstatt der typischen Stehlöffel lange, herabhängende Ohren haben. Das macht sie zu einer sehr putzigen Erscheinung, die auf viele Liebhaber stößt. Ganz nebenbei sind die meisten Widderkaninchen von recht ruhigem Charakter und daher angenehme Zeitgenossen. Entsprechend ihrer jeweiligen Größe benötigen sie allerdings mehr oder weniger große Gehege!

Schlappohren für Deutschland

Nicht nur bei Kaninchen sind im Laufe der Domestikation immer wieder schlappohrige Rassevertreter aufgetaucht. Auch bei anderen Haustieren sind herabhängende Ohren bekannt, etwa bei Hunden, Schafen oder Schweinen. Durch gezielte Selektion und Verpaarung von Kaninchen mit diesem Rassemerkmal untereinander, konnten die herabhängenden Ohren als reinerbiges Merkmal vertieft und gefestigt werden.

In welchem Jahr genau die ersten Kaninchen mit Hängeohren den Weg nach Deutschland fanden, darüber ist man sich bis heute nicht ganz einig. So sollen die ersten Schlappohren schon vor dem Deutsch-Französischen Krieg, also vor dem Jahr 1870 von Frankreich aus nach Deutschland gekommen sein. Andere Quellen benennen die ersten Widderkaninchen in Deutschland erst nach besagtem Krieg ab dem Jahr 1871, durch deutsche Soldaten, die das possierliche Tierchen während der Kriegszeit kennen und lieben lernten.

Bei Neueinführung der Rasse hieß das Widderkaninchen übrigens noch Patagonisches bzw. Andalusisches Kaninchen. Nichtsdestotrotz war das Ziel dieser Kaninchenrasse nicht etwa ihr kuscheliges Aussehen, sondern ihre Wirtschaftlichkeit als Fleischlieferant. Somit lag das Hauptaugenmerk bei der Zuchtauslese der nach Deutschland eingeführten (französischen) Widder auf einer guten und hohen Fleischausbeute.

Anders entwickelte sich die Zucht in England, die sich ebenfalls aus den französischen Rassevertretern einen echten Englischen Widder erzüchteten. Hier war das erklärte Zuchtziel ein besonders markantes Ohr herauszuzüchten. Es sollte besonders lang und auch besonders breit sein, eine gewisse Ähnlichkeit zum fliegenden Elefanten Dumbo ist kaum zu leugnen.

In Deutschland sind englische Widder, obschon sie als anerkannte Rasse gelten, heute nur noch selten anzutreffen, ihre Ohrlänge ist aus Tierschutzgründen mittlerweile begrenzt. Der Deutsche Widder wurde hingegen zur Grundlage anderer in Deutschland anerkannter Widderkaninchen, so ist er der Urvater des Meißener Widders, der Deutschen Kleinwidders und der Zwergwidder.

Deutscher Widder

Der Deutsche Widder, der seine endgültige Namensgebung erst im Jahr 1933 erfuhr, zählt zur Abteilung der großen Kaninchenrassen. Sein Mindestgewicht beträgt 5,5 Kilogramm, wobei ein Höchstgewicht von 9 Kilogramm nicht überschritten werden sollte. Gezüchtet wird er in vielen verschiedenen Farben, auch in Scheckungen. Am häufigsten ist er in der Farbvariante wild/hasengrau vertreten.

Vom Körperbau wirkt der Deutsche Widder recht gedrungen, was wohl seinen stark ausgeprägten Backen und Wamme zu verdanken ist. Auch die breite Schnauzen- und Stirnpartie, sowie der wulstige Ohrenansatz, Krone genannt, tragen zu diesem Erscheinungsbild bei. Seine Ohren haben, hält man sie auseinander, eine Spannweite von 38 bis 45 cm. Im Stand sollte der Deutsche Widder aber nicht auf seine Ohren treten!

Der Deutsche Widder ist ein sehr robustes Kaninchen, das wenig Ansprüche an seine Haltung stellt, außer einem angemessenen Platzbedarf, denn er braucht viel Bewegung. Im Umgang ist er ebenso genügsam, ruhig und sehr umgänglich.

Englischer Widder

Der Englische Widder ist ein Vertreter der Klasse der mittelgroßen Kaninchen. Auch er entstand aus dem französischen Widderkaninchen, genauso wie der Deutsche Widder. Lediglich verfolgten die Engländer ein anderes Zuchtziel und selektierten ihre Kaninchen nicht nach Wirtschaftlichkeit, sondern nach Ohrgröße und Ohrlänge.

Betrachtet man seinen Körperbau, so sieht man schnell die Unterschiede zu den übrigen Widderkaninchen. Der Englische Widder wirkt deutlich filigraner, ist schlanker und nicht so plump. Dafür lag das Augenmerk vermehrt auf den überdimensionalen Schlappohren. Bis zu 70 cm Spannweite brachte ein Englischer Widder an die Ohr-Messlatte und das bei einer Ohrbreite von rund 16 cm. Nicht nur Auslese der Elterntiere, sondern auch die Haltung forcierten diese Ohrdimensionen, denn je wärmer die Ställe, um so stärker das Ohrwachstum. So kam es, dass um das Jahr 1900 der Englische Widder zu einem der beliebtesten Kaninchenrassen zählte und vielfach gezüchtet wurde. Heute ist er nur noch selten zu sehen.

Außerdem wurde im Jahr 2000 das groteske Zuchtziel des Behangs (so nennt man die Ohren) beschränkt, sodass diese noch maximal 60 cm Spannweite haben dürfen und höchstens eine Breite von 16 cm.

Bei den Farbschlägen sind auch beim Englischen Widder zahlreiche Variaten von einfarbig bis gescheckt zugelassen.

Der Englische Widder guckt zwar etwas ernst, ist aber eigentlich ein echter Komiker unter den Kaninchen! Es macht Spaß, dem agilen Tier zuzusehen und sich mit ihm zu beschäftigen, denn er ist lebhaft und wird sehr zutraulich.

Meißner Widder

Ungefähr auf dem Höhepunkt der Beliebtheit seiner Verwandtschaft, dem Englischen Widder, wurde im Jahr 1900 eine Kreuzungsvariante aus Englischem und Deutschem Widder vorgestellt. Diese wurden mit Grausilberkaninchen verpaart und im Jahr 1906 als eigenständige Rasse anerkannt. Das Meißner Kaninchen verdankt seinen Namen, wie schon vermuten lässt, der Herkunft seiner Erzüchter Emil Neupold und Leo Reck. Zuchtziel der beiden „Erfinder“ war es also, ein Widderkaninchen in der Farbgebung des Silberkaninchens zu erhalten.

Vom Meißner Widder sind daher die fünf Farbschläge, wie beim Kleinsilberkaninchen, anerkannt.

Hinsichtlich seines Körperbaus entspricht der Meißner Widder jenen des Deutschen Widders. Allerdings zählt er zur Abteilung der mittelgroßen Rassen und ist mit einem Gewicht zwischen 3,5 und 5,5 Kilogramm kleiner, als der Deutsche Widder. Der Meißner Widder ist schwer zu züchten, wird daher auf Ausstellungen eher selten gezeigt und wird auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen als vom Aussterben bedroht geführt.

Charakterlich ist er, wie der Englische Widder recht agil, braucht genügend Auslauf und ist sehr umgänglich.

Deutsche Kleinwidder

Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entstand durch ambitionierte Zucht und Auslese im Saarland aus dem Deutschen Widderkaninchen der Deutsche Kleinwidder. Seine Anerkennung folgte erst im Jahr 1973. Er gleicht dem Deutschen Widder dabei in sämtlichen Merkmalen, lediglich Größe und Gewicht sind geringer. So bringt der Deutsche Kleinwidder maximal 4 Kilogramm auf die Waage, wobei das Idealgewicht zwischen 3 und 3,5 Kilogramm liegt.

Auch die Ohrlänge ist entsprechend der Körperproportionen etwas geringer und auf eine Spannweite von höchstens 36 cm limitiert. Bei der Beurteilung wird vornehmlich Wert auf die Kopfmerkmale gelegt. So wird ein typischer Widderkopf mit Ramsnase und ausgeprägter Krone gefordert.

Charakterlich ähnelt der Deutsche Kleinwidder seinem großen Bruder, auch er ist ein ruhiger Rassevertreter, der robust und genügsam ist.

Zwergwidder

Zwergwidder gehören zur Abteilung der Zwergrassen. Sie bringen höchstens 2 Kilogramm auf die Waage und sind damit die Kleinsten unter den Widderrassen. Seit 1973 sind sie in vielen Farbvarianten anerkannt. Was bei ihnen zählt, ist aber nicht in erster Linie die Größe, sondern hier siegt die Schönheit.

Ursprünglich stammen sie aus den Niederlanden, wo sie im Jahr 1952 aus Deutschen und Englischen Widdern mit Farbzwergen erzüchtet wurden. Sie besitzen keinen Zwergfaktor, sind also keine Miniaturausgaben ihrer großen Brüder!

Hinsichtlich ihres Körperbaus ähneln sie jedoch stark dem Deutschen Widder. Auch die Zwergwidderkaninchen sollen einen gedrungenen Körperbau aufweisen, außerdem darf die Spannweite ihrer Ohren 28 cm nicht überschreiten.

Als Hauskaninchen sind Zwergwidder überaus beliebt, denn sie sind nicht nur putzig, sondern auch sehr gutmütig, ruhig und, im Gegensatz zu anderen Zwergrassen, wenig krankheitsanfällig.

Besonderheiten der Widderkaninchen

Bedingt durch seine hängenden Ohren ist das Widderkaninchen für Ohrerkrankungen deutlich anfälliger als Rassevertreter mit Stehohren. Das liegt daran, dass das Ohrklima durch die fehlende Belüftung unliebsamen Gästen wie Bakterien, Pilzen und Milben ein optimales Lebensumfeld bietet und die Reinigung durch die spezielle Anatomie behindert wird. Normalerweise ist das Reinigen und Pflegen der Ohren nämliche Kaninchensache.

Bei Schlappohren sollte der Halter allerdings immer ein spezielles Auge auf die Ohren werfen. Eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls das Ausputzen des äußeren Gehörgangs mit einem feuchten Lappen ist für Widderbesitzer also unabdingbar.

Treten Auffälligkeiten wie häufiges Kopfschütteln oder Kratzen auf, ist tief im Gehörgang eine Verschmutzung auszumachen, sollte das Langohr einem Tierarzt zur Kontrolle vorgestellt werden.